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Berlin: Der Busen ist noch unversichert

"Danielle nennen wir se" sagt Bertram Götz und blickt mit Besitzerstolz, die Hände in den Taschen, auf die Weide bei Schwanebeck. Die junge Schutzbefohlene stakst auf dem Acker.

"Danielle nennen wir se" sagt Bertram Götz und blickt mit Besitzerstolz, die Hände in den Taschen, auf die Weide bei Schwanebeck. Die junge Schutzbefohlene stakst auf dem Acker. Manchmal knickt sie um, aber das wird daran liegen, dass die Lack-Plateaustilettos Größe 37 nicht geländegängig sind. Ohne Manager gibt es keine Miss Penthouse und deshalb antwortet Bertram Götz, wenn Daniela Hradek gefragt wird.

Daniela Hradek ist die Miss Penthouse 2000. Wenn man ihre Internetseite aufsucht, schwenken nacheinander verschiedene Körperteile ins Blickfeld. Und die sind alle für sich genommen ziemlich hübsch. Aber da das noch keine 40 Stunden die Woche füllt, sondern höchstens einen Bildschirm, und da Götz ein Freund "von vielen Standbeinen" ist, kann Hradek jetzt auch singen. Die frisch vorgestellte CD heisst "Waterlove". "Richtige Disko-Musik", sagt sie. "Na, House-Musik ist das", sagt er. "Also auf jeden Fall so, dass man dazu tanzen kann", sagt sie. Beide nicken. Ob sie mal Gesangsunterricht genommen hat. Was? - Ach so. Nein. "Das ist heutzutage nicht mehr nötig" unterbricht der Manager, der gleichzeitig ihr Freund ist. "Es ist wichtig, dass eine Stimme angenehm klingt".

Ansonsten fährt Daniela Hradek täglich in ein Haus nach Köpenick. Um das zu tun, was in ihrem Lebenslauf als "Managerin einer englischen Internet-Casting-Agentur Ltd" bezeichnet ist. "Kannste ruhig erzählen", kommt von rechts. "50 Mädchen", kommt von links, habe sie zu betreuen. Die sitzen im "Chatroom" vor der Web-Camera, tippen und schauen dabei erotisch drein. Wenn ihnen alles zuviel wird, gehen sie duschen - auch dabei könnne sie via Internet beobachtet werden. "Ich sage ihnen, wie sie sich vor der Kamera bewegen müssen," sagt Hradek, die den Job selbst einmal gemacht hat. Für 35 Mark die Stunde. "Die sitzen im Warmen", sagt Götz über die Mädchen, und man fragt sich unwillkürlich, ob das etwa die gleichen sind, die sonst in der Kälte stehen.

Götz hatte als Treffpunkt ein Restaurant direkt an der B2 vorgeschlagen. Schwanebeck, weiße Pergolen, griechische Statuen, jede Menge Durchgangsverkehr. Er ordert die Spaghetti "Du weißt schon" und zu Trinken "wie immer". Der Kellner sagt, Götz sei jeden zweiten Tag hier. Götz sagt, er wohnt um die Ecke, aber nicht mit seiner Freundin. Die wohnt in Berlin allein.

Ich weiß jetzt genug über Götz, ich will jetzt endlich was von ihr wissen. Zum Beispiel, ob sie ihren Busen versichert hat, so wie Justus Frantz seine Pianistenhände. - "Geht das?" - Und an welchem Kriterium im Falle der Miss Penthouse eine Arbeitsunfähigkeitsrente hängen würde. - "?" - Dann berichtet sie noch, dass sie zurzeit nur noch ihren Eltern die Haare schneidet, nachdem sie ihre Friseurlehre wegen einer Allergie hat abbrechen müssen. Götz hat eigentlich auch mal Friseur gelernt. Zum Haareschneiden bezahlen beide jemand anders.

Götz findet es gut, dass sich seine Freundin auf ihrer Internetseite den Benutzern entgegenstreckt. Die Männer klinken sich ein, und laden sich was runter. Eifersucht? "Die sollte man komplett vergessen im Showbusiness, oder? Man muß ja miteinander arbeiten, das ist doch viel wichtiger." Wir fahren zurück nach Berlin. Arbeiten. Durchqueren noch einmal Schwanebeck, wo sich an jeder zweiten Laterne eine Lockige einen Slip auszieht. Auf roten Plakaten, die werben für die Erotikmesse am Alex vom 22.-24. April.

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