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Berlin: Der Dreh mit dem neuen Club

Kaum hat das „Kubik“ in Mitte eröffnet, dient es schon als Kulisse für einen neuen Film mit Robert Stadlober und Jana Pallaske

Der gemeinsame Abend im Club soll aufregend werden. Deshalb wird das, was nun kommen wird, auch nicht weiter infrage gestellt. Ein kurzer prüfender Blick, dann holt Jana Pallaske ein Tütchen hervor und verteilt den flaumig-grünen Inhalt unter den Anwesenden. „Alle zusammen“, sagt sie leise. Daraufhin schlucken die drei Freunde die Pilze runter und spülen mit Bier nach. Jetzt kann sie also beginnen, die Party, auf die sich die drei doch so gefreut haben. Nur Wolfgang Eißler sieht das nicht so: Mit einem lauten „Stopp!“ reißt er die Gruppe abrupt aus ihrer Partylaune heraus.

Nun ist Eißler weder Moralist noch Zivilpolizist. Vielmehr ist er das, was man gemeinhin als Jungregisseur bezeichnet. Und als solcher hat ihn die Szene nicht überzeugt, die da eben für seiner Film „Spielverderber“ auf einem wild bewachsenen Hinterhof an der Köpenicker Straße in Mitte abgedreht wurde. Also hockt er sich kurz zu seinen Darstellern Jana Pallaske, Robert Stadlober und Claudius Franz und flüstert ihnen vorsichtig gestikulierend ein paar Worte ins Ohr. Währenddessen pudert eine Visagistin den Akteuren schnell noch mal die Gesichter. Dann wird die Szene wiederholt. Drogenfressen im Fünfminutentakt.

Eißlers Film soll die Geschichte einer jungen WG-Clique erzählen. Noch bis Mitte September wird das Team an verschiedenen Orten der Stadt drehen, unter anderem im Kubik in Mitte, Berlins neuestem Avantgarde-Club-Projekt. In Eißlers Film geht es um die kleinen großen Probleme junger Menschen. Um Freundschaft. Um Liebeskummer. Um Selbstzweifel und Zukunftsängste. Vor allem aber geht es um Berlin. „Mein Film ist eine Liebeserklärung an die Stadt“, sagt der 35-Jährige. Was ihn an der Metropole fasziniert? „Hier treffen viele verschiedene Gruppen mit demselben Grundbegehren aufeinander.“ Menschen, die die komplette Freiheit suchen und diese in der lauten, schnellen Hauptstadt zu finden hoffen.

Nun ist es natürlich heikel, wenn jemand, der wie Eißler erst kurz nach der Wende aus der badischen Provinz nach Berlin kam, einem Publikum seine Sicht auf eine Stadt zu vermitteln versucht. Dieser Versuch kann immer nur eine Facette sein. Und diese muss nicht unbedingt mit der Sicht anderer Menschen übereinstimmen. Diese Erfahrung hat auch Schauspielerin Jana Pallaske gemacht. Als gebürtige Berlinerin habe sie sich nach dem Lesen des Drehbuchs mit Eißler über sein Bild von der Stadt unterhalten. Diskutiert. Gehadert. Und festgestellt: „Man muss vorsichtig sein, beim Berlinjubel, viele fühlen sich davon angegriffen.“

Angegriffen fühlte sich einst auch Robert Stadlober. Nicht verbal, sondern mental. Noch bis vor zwei Jahren wohnte er mit Freunden in einer WG am Mehringdamm in Kreuzberg. Doch dann ging ihm die Stadt „auf den Keks“. Er flüchtete erst nach Barcelona, dann nach Wien. Die Distanz hat ihn mit der einstigen Wahlheimat versöhnt. „In diesem Sommer hat mir Berlin erstmals wieder gefallen“, sagt der 24-Jährige, der die Kontakte hierher aber nie ganz hat abbrechen lassen.

Für die Dauer des Filmdrehs wohnt Stadlober in einer kleinen Zweizimmerwohnung in Friedrichshain. Noch vor Beginn der Dreharbeiten zog das Team gemeinsam durch die Cafés und Clubs der Stadt, um sich besser kennenzulernen und eine „Chemie zueinander herzustellen“. Da sei er sentimental geworden, weil alte Erinnerungen hochkamen. Zum Beispiel an Abende wie die, die er zurzeit mit seinen Kollegen für den Film nachspielt. Ob er sich vorstellen kann, wieder nach Berlin zu ziehen? Stadlober denkt nicht lange nach: „Ja, mittlerweile schon.“

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