zum Hauptinhalt

Berlin: Der Dreh mit Wedding

Schüler machten einen Film über das Brunnenviertel Der Streifen soll ihre Sicht vom Leben im Kiez zeigen

Matze will umziehen. Von Zehlendorf nach Wedding. Ein „Geheimtipp“ sei das Brunnenviertel, habe er gehört. Also geht Matze auf Erkundungstour. Doch so richtig überzeugt ihn der neue Kiez zwischen Gesundbrunnen und Nordbahnhof nicht – bis er auf Vicky trifft. Gemeinsam ziehen die beiden durch die Straßen und reden mit Anwohnern. Und ganz nebenbei verlieben sich die zwei auch noch.

Matze und Vicky heißen eigentlich Matthias Wackrow (19) und Viktorija Schmidt (16) und sind die beiden Hauptdarsteller in einem romantischen Kurzfilm der Weddinger Ernst-Reuter-Gesamtschule in der Stralsunder Straße. „Der Brunnen. Kein Märchen!“ heißt der etwa 20-minütige Film über das Leben im Brunnenviertel, den die Crew der schuleigenen Film-AG mit dem Regisseur Rolf Teigler produzierte. Gesponsert und initiiert wurde das Projekt von der Berliner Wohnungsbaugesellschaft Degewo.

Am Dienstagabend feierten die Schüler die Premiere, standesgemäß mit rotem Teppich, Palmen, viel Scheinwerferlicht, kaltem Buffet und glamourösen Tanz- und Gesangsdarbietungen in der festlich geschmückten Schulaula.

„Authentisch“ sollte der Film sein, erzählt Jungregisseur Tim Robin Lück (15). Die Bewohner des Brunnenviertels, ihre Geschichten und ihr tägliches Leben stünden im Mittelpunkt. Der Ärger des Hausmeisters von nebenan zum Beispiel, der schimpfend Strichmännchen und Grafitti von der Mauer im Hauseingang schrubbt, oder die Freude einer Verkäuferin über die „gute Nachbarschaftshilfe“ im Kiez. „Es ist hier ein bisschen wie in einem Dorf“, sagt sie. Vickys Freund Paco wird mit einem lauten Pfiff aus dem Haus gelockt und rappt vor der Kamera spontan ein Lied für seine Mutter, eine Nachbarin lobt das multikulturelle Leben im Brunnenviertel.

Überhaupt, der Kulturmix, der sei das Beste an Wedding. Das sagt nicht nur Rapper Paco im Film, sondern auch Zuschauer Kadir Uzuner (20). „Hier sind auch alle ganz natürlich und nicht schickimicki.“ Yusuf Özkan und Abdullah Yavuz (beide 14) gefällt der Film sehr gut, auch wenn er „etwas zu kurz“ sei. Aber endlich steht „ihre Gegend“ mal im Mittelpunkt.

„Unser Bezirk hat unheimlich viel Potenzial“, lobte Bezirksbürgermeister Christian Hanke, der als Ehrengast zur Filmpremiere erschien. Auch Schulleiter Uwe Schurmann war stolz auf die Leistung der Filmcrew. Der Wedding und seine Schulen könnten eben mehr als nur negative Schlagzeilen produzieren. Zudem hätten die Schüler über ein halbes Jahr lang große Teile ihrer Freizeit für den Dreh und die Produktion geopfert.

Die Aufmerksamkeit auf dem roten Teppich genossen die Jugendlichen am Premierenabend dafür sehr. Eine weitere Filmvorführung wird bereits geplant.

Zur Startseite