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Berlin: Der Fahnder als Angeklagter

Vorwurf Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung: Finanzbeamter vor Gericht

Steuerfahnder Bernd P. galt in seiner Behörde als „außergewöhnliche Spitzenkraft“. Die Ermittlungen gegen ihn begannen, nachdem er sich ein teures Auto geleistet hatte. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 48-Jährige für einen Luxus-Mercedes die Seite wechselte. Er soll einem Kaufmann aus Bayern geholfen haben, rund 2,5 Millionen Euro an Umsatzsteuern zu hinterziehen und im Gegenzug den 50000 Euro teuren Wagen erhalten haben. Seit gestern muss er sich gemeinsam mit dem 52-jährigen Kaufmann vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Berliner Landgerichts verantworten.

Bernd P. sitzt schon seit dem vergangenen September in Untersuchungshaft. Über seinen Verteidiger wies der vom Dienst suspendierte Beamte nun die von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe der Bestechlichkeit, gemeinschaftlichen Steuerhinterziehung und Strafvereitelung zurück. Steuerfahnder P. habe keinerlei Beweise gegen Autohändler Franz A. manipuliert. Seine Prüfungen hätten vielmehr ergeben, dass dem Kaufmann keine Steuerhinterziehung nachzuweisen sei. Das Auto habe P. Ende 2002 bei A. gekauft und in bar bezahlt. Über die Herkunft des Geldes will der dreifache Vater schweigen. Nur so viel verriet sein Anwalt: „Es stammt aus Nebentätigkeiten.“

Der Erklärung von P. war auch zu entnehmen, dass ihn ab 2002 zunehmend „Energie und Leistungskraft“ verlassen hätten. Weil er wegen einer Alkoholproblematik seiner Ehefrau häufiger die Arbeitsstelle verlassen und zu Hause helfend eingreifen musste, weil er im Amt gemobbt worden sei und weil es immer wieder zu Differenzen mit seinem Vorgesetzten gekommen sei.

Auch bei den Ermittlungen gegen Franz A. hätte es unterschiedliche Auffassungen zwischen P. und seinem Vorgesetzten gegeben. Der Autohändler soll in ein so genanntes Karussellgeschäft verstrickt gewesen sein und über Strohmänner steuerfreie Lieferungen in verschiedene EU-Länder vorgetäuscht haben. Das aber bestreitet der mitangeklagte Kaufmann. Der bis Mitte Juli terminierte Prozess wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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