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Berlin: Der Fall Landowsky: Feind, Todfeind, Parteifreund, Schmitt

Ingo Schmitt, Generalsekretär der Berliner CDU, hat sich an die Spitze der innerparteilichen Aufklärer gesetzt. Erstens: Um dem CDU-Landeschef Eberhard Diepgen den Rücken freizuhalten, denn er ist ja dessen Sekretär.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Ingo Schmitt, Generalsekretär der Berliner CDU, hat sich an die Spitze der innerparteilichen Aufklärer gesetzt. Erstens: Um dem CDU-Landeschef Eberhard Diepgen den Rücken freizuhalten, denn er ist ja dessen Sekretär. Zweitens: Um sich selbst ins rechte Licht zu rücken, denn Schmitt will auch General sein und bleiben. Am 12. Mai wird der CDU-Landesvorstand neu gewählt. Vor zwei Jahren hat der Europaabgeordnete und Chef des zweitgrößten Berliner CDU-Kreisverbandes (Charlottenburg-Wilmersdorf) das drittschlechteste Ergebnis der Vorstandswahl erzielt. Ingo Schmitt muss ganz schön paddeln, um wiedergewählt zu werden. Zufrieden sind viele Parteifreunde mit seiner Arbeit als Generalsekretär nicht.

Vorzugsweise in den Springer-Zeitungen haut Schmitt jetzt ganz schön drauf. "Die Verantwortung ist eindeutig. Landowsky, Buwitt und Wilczek müssen das der Partei abnehmen. Ob sie, wie Helmut Kohl, Spenden sammeln oder aus eigener Tasche Strafgeld zahlen, ist mir ziemlich egal." Tönte der Generalsekretär am Montag in der Bild, und in der Morgenpost bekannte Schmitt, dass er "persönlich aktiv für Aufklärung und Klarheit sorgen" wolle. Und am Dienstagabend teilte der CDU-Generalsekretär aus freien Stücken mit, dass die Landowsky-Spender Wienhold und Neuling "weitere kleinere Spenden" geleistet hätten. Da war der Vorgang allerdings erst teilweise geprüft. Es hätte sich theoretisch auch um Mitgliedsbeiträge handeln können.

Dieser Übereifer in der Sache, auf Kosten von Parteifreunden oder des CDU-Landesverbands insgesamt, zeichnete Schmitt schon immer aus, und in der Partei ist man sich weitgehend einig darüber, dass der 42-jährige Ex-Staatssekretär politisch alles mitmacht, was ihm persönlich nützt. Zum CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky hat Generalsekretär Schmitt ein kompliziertes Verhältnis. Vor einem halben Jahr beschimpfte er ihn öffentlich, weil sich Landowsky für die Begnadigung von Günter Schabowski einsetzte: "-dowsky für -bowski!" Schmitt war es auch nie recht, dass Landowsky fast immer fest hinter Diepgen stand.

Andererseits waren beide ein Herz und eine Seele, als Landowsky im heimatlichen CDU-Kreisverband nicht mehr wohlgelitten war und von Schmitts Kreisverband Charlottenburg freundlich aufgenommen wurde. Im Gegenzug half Landowsky kräftig mit, dass Schmitt - und nicht mehr sein alter politischer Weggefährte Peter Kittelmann - 1999 ins Europaparlament einziehen konnte. Im fusionierten Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf, den es seit September 2000 gibt, muss der grundkonservative Schmitt allerdings zwischen den Parteiflügeln jonglieren. Die Liberalen haben dort nämlich auch ein Wörtchen mitzusprechen.

Schmitt ist also nicht der starke Mann in der Berliner CDU, aber er spielt den starken Maxe und er weiß, dass er seine Jobs immer nur über die Partei bekommen hat. Schmitt, seit 1975 CDU-Mitglied, hat schon fast alles mitgemacht: Junge Union, CDU-Kreisvorstand, CDU-Landesvorstand, Staatssekretär, Abgeordneter. Als Sprecher des Diepgen-kritischen Arbeitskreises "Union 2000" hatte er sich sogar kurzzeitig in den Kopf gesetzt, CDU-Landesvorsitzender zu werden. Aber daraus wird nichts. Nicht nur, weil Diepgen im Mai erneut kandidiert. Die Parteispendenaffäre ist nun eine gute Gelegenheit, das eigene Profil neu zu schärfen. Sich ein paar Ecken und Kanten zu meißeln. Wer Schmitt als Parteifreund hat, braucht keine Feinde mehr.

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