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Berlin: Der Freier als Helfer in der Not - Zeuge belastet Angeklagten schwer

In dem Freier, der am 25. Juni die Nacht-Bar in Prenzlauer Berg betrat, sah Sylvia Z.

In dem Freier, der am 25. Juni die Nacht-Bar in Prenzlauer Berg betrat, sah Sylvia Z. offenbar bald den Retter in der Not. Als sich die 37-Jährige das erste Mal "privat" mit dem jungen Mann traf, vertraute sie sich dem ehemaligen Kunden an. "Sie hatte panische Angst vor ihrem Freund", sagt Andreas S. im Kriminalgericht Moabit. Der Lebensgefährte habe sie bedroht, geschlagen, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen.

Wochen nach ihrem ersten Treffen konnte Andreas S. seine Geliebte überreden, in einem Frauenhaus Schutz zu suchen. Retten konnte er sie nicht: Am 26. August stellte Hartmut N. seine Ex-Freundin in einer neurologischen Praxis in der Pappelallee in Prenzlauer Berg. Nach einem Wortgefecht zog der 53-Jährige eine russische Armeepistole, erschoss Sylvia Z. und eine Sprechstundenhilfe, die dem Opfer zur Hilfe eilen wollte.

Beim Prozessauftakt hatte Hartmut N. tiefe Reue gezeigt. Er ekele sich vor sich selbst, sagte der Angeklagte. "Diese Tat hat einen Menschen hinterlassen, der seitdem von seelischen Qualen geprägt ist." Ein Mensch, der nicht bewusst, sondern "in seelischer Verwirrung" getötet habe. Einen Plan, seiner ehemaligen Freundin etwas anzutun, habe er nie gefasst.

Die Aussage von Andreas S. lässt allerdings ganz andere Schlüsse zu. Das erste Mal, sagt der Zeuge, habe Hartmut N. seine Freundin mit der Pistole bedroht, nachdem sie eine Nacht nicht nach Hause gekommen war - Sylvia Z. hatte die Stunden mit ihrem neuen Freund in einer Suite im Forum Hotel verbracht. Wenig später berichtete die 37-Jährige, dass Hartmut N. sie zwingen wolle, eine Lebensversicherung zu unterschreiben - und ihn selbst als Begünstigten einzusetzen. "Da habe ich ihr wieder gesagt: Geh ins Frauenhaus!", sagt Andreas S. im Zeugenstand.

Die Gepflogenheiten aus dem Rotlichtmilieu sind Andreas S. nicht fremd: Im vergangenen Sommer verbüßte er noch eine Freiheitsstrafe wegen Menschenhandels; er hatte junge Frauen aus Litauen in die Prostitution "eingeführt". Mit Sylvia hatte er offenbar andere Pläne: "Das war sowas wie große Liebe. Wir wollten zusammenbleiben."

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