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Berlin: Der ganz zentrale Festplatz

Immer wieder ist die Straße des 17. Juni für Autos wegen Veranstaltungen gesperrt. Manchen reicht das noch nicht

Bis zu eine Million Besucher pro Tag hatte die Fanmeile auf der Straße des 17. Juni angelockt und gestern waren wieder Hunderttausende bei der Loveparade – doch auch nach dem Ende der Fußball-WM bleibt die Ost-West-Achse einer der begehrtesten Veranstaltungsorte Berlins. „Momentan herrscht ein großer Druck, alle wollen dorthin“, sagt Sprecherin Manuela Damianakis von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Verkehr. Grünenpolitiker und Naturschützer fordern, den 1,7 Kilometer langen Abschnitt zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule an Wochenenden für den Autoverkehr zu sperren.

Schon am nächsten Sonnabend gehört die Straße zur Demo-Route beim Christopher Street Day. Am 5. August soll hier die Abschlusskundgebung der „Hanfparade“ stattfinden. Ende September ist dort wieder Start und Ziel des Berlin-Marathons; auch für die Silvesterparty wird die Straße gesperrt. Ferner sind in den kommenden Wochen ein „Jesustag“ und ein Open-Air-Konzert zur Messe Popkomm geplant.

Wegen der WM-Fanmeile war die Straße erstmals sechs Wochen lang gesperrt worden. Das befürchtete Verkehrschaos blieb aus. Renate Künast, Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, forderte deshalb im Tagesspiegel-Interview, die Strecke an zwei Wochenenden im Monat für Autos zu sperren und „als großen Begegnungsort für Veranstaltungen oder Skater freizugeben“. Die Berliner Grünen gehen noch weiter und plädieren dafür, den Verkehr an jedem Wochenende fern zu halten. „Es hat sich gezeigt, dass Berlin nicht im Verkehrschaos versinkt, wenn der 17. Juni gesperrt ist“, sagt die Grünen-Spitzenkandidatin Franziska Eichstädt-Bohlig. Die Lebensqualität habe sich erhöht, viele Menschen hätten öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad genutzt. Die breiten Fahrbahnen seien geeignet „zum Skaten und Flanieren, für Straßenfußball oder Sport, aber ebenso für Kulturveranstaltungen“.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) will vor allem die Lärm- und Abgasbelastungen verringern: „Man sollte die Straße nicht nur für Großveranstaltungen sperren“, findet Fachreferent Martin Schlegel. „Wir wünschen dem Tiergarten und dessen Besuchern mehr Ruhe ohne Events.“ Schlegel fordert Sperrungen an allen Wochenenden zwischen Ostern und dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober. „Gerade am Wochenende wird die Straße nicht für den Verkehr gebraucht.“

Das aber sieht der Senat anders. Von „einer der wichtigsten Verkehrsachsen“ der Stadt spricht Innensenator Ehrhart Körting (SPD). „Wir können nicht auf die Straße verzichten“, heißt es auch aus der Verkehrsbehörde. „Zur WM hat es nur funktioniert, weil wir eine Riesenkampagne gemacht und weiträumig umgeleitet haben“, sagt Sprecherin Damianakis. Außerdem sei es vielen auch nur wegen des schönen Wetters leicht gefallen, das Auto stehen zu lassen.

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