zum Hauptinhalt

Berlin: Der Geheimdienst will sich offen geben

Die neue BND-Zentrale in Mitte soll keine abgeschirmte Hochsicherheitszone wie am bisherigen Standort in Pullach werden, doch die Kritiker überzeugt das nicht

Von

Von Katja Füchsel

und Sabine Beikler

Mission Mitte – es war Justizsenatorin Karin Schubert, die dem Bundesnachrichtendienst (BND) die neueste Nachricht überbrachte. Und mit der Botschaft stieg die Stimmung beim Festakt am Gardeschützenweg dann auch sichtlich. Spontaner Applaus brandete am Montagabend im Festsaal der ehemaligen Roosevelt-Kaserne auf. BND- Sprecherin Michaela Heber schwärmt auch noch am nächsten Morgen: ein attraktives Gelände, zentral gelegen, eine tolle Chance. „Wir haben uns sehr gefreut über die Standortentscheidung.“

Auf eine halbe Milliarde Euro schätzt Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) die Baukosten für das neue BND-Headquarter an der Chausseestraße. Strieder verteidigte den Standort in Mitte im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Durch die rund 4200 dort entstehenden Arbeitsplätze würde der Bezirk deutlich belebt, sagte er. Insgesamt sollen 250 000 Quadratmeter Bürofläche in acht bis zwölf Gebäuden entstehen. Strieder rechnet 2005 mit dem Baubeginn, 2008 soll der Komplex fertig sein. Der Bau werde „nichts mit einem Hochsicherheitstrakt zu tun haben“, entgegnete Strieder seinen Kritikern. Man werde „städtebaulich“ darauf achten, dass „vernünftig gebaut wird“.

Einen Seitenhieb erteilte er Joachim Zeller, CDU-Bezirksbürgermeister in Mitte, der den BND in seinem Revier nie gewollt hatte. „Ich wundere mich sehr, dass man angesichts der hohen Arbeitslosigkeit so wählerisch sein kann“, sagte Strieder.

Zeller ist sauer, dass der Senat die Bauplanung an sich gezogen hat. Er befürchtet, dass mitten im Zentrum ein abgeschlossener „Hochsicherheitstrakt“ entsteht. Die Grünen haben Strieder sogar den Rücktritt nahe gelegt. Strieder wolle durchsetzen, was nicht genehmigungsfähig ist, sagt Stadtentwicklungsexpertin Claudia Hämmerling. „Einen abgeschirmten Raum statt der geplanten öffentlichen Durchwegung, den Hochsicherheitstrakt statt eines Stadtquartiers.“ Dabei verfüge Berlin über zahlreiche Gelände, wo der BND „stadtverträglich“ untergebracht werden könne, wie die ehemalige Kaserne in Ahrensfelde beispielsweise.

Tatsächlich hatte BND-Präsident August Hanning im Mai erklärt, dass der Tross in das frühere US-Headquarter an der Clayallee in Zehlendorf ziehe. Kürzlich hieß es dann aber, dass man alle Mitarbeiter unmöglich dort unterkriege, zumal der Denkmalschutz viele Umbauten unmöglich mache.

Auf dem ehemaligen „Stadion der Weltjugend“ vergnügen sich derzeit noch die Beach-Volleyballer, Hobby-Golfer und BMX- Fahrradfahrer. Mit Grauen denken die Nachbarn in Mitte jetzt an die Bilder aus Pullach, dem derzeitigen Sitz des BND: eine hohe Mauer, Stacheldraht, Autoschranken – zu Unrecht, sagt Michaela Heber. „Bei dem Gelände handelt es sich um eine ehemalige Nazi-Siedlung, die wir 1947 so übernommen haben.“

In Berlin soll es dagegen ganz anders aussehen. Den Neubau müsse man sich wie andere moderne Sicherheitsbehörden in Berlin vorstellen, wie das neue Bundesinnenministerium und das Auswärtige Amt. Mit einer Kaffee-Bar im Erdgeschoss, einem Ausstellungsraum oder einer Ladenzeile für alle.

Die ersten Tausend BNDler sind schon da. Den im September hergezogenen Mitarbeitern galt am Montag der Festakt am Gardeschützenweg. Schubert kam gemeinsam mit Frank Walter Steinmeier, dem Chef des Bundeskanzleramtes, um die Botschaft zu überbringen. Weitere 3500 BNDler sollen mit dem Umzug folgen.

Michaela Heber sieht das so: „Sie werden die Gegend um das ehemalige Stadion der Weltjugend beleben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false