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Berlin: Der geteilte Garten

Eine Zehlendorferin vererbte ihr Haus zu sozialen Zwecken. Doch jetzt wurde der Kita-Spielplatz verkauft

Es wirkt wie die perfekte Idylle. Still ist es in der Zehlendorfer Schmarjestraße, nur aus der stattlichen Villa der Hausnummer 14 ist zuweilen fröhlicher Kindergesang zu hören. Im großen Garten hinterm Gebäude liegt der Spielplatz zwischen Baum- und Gartenhäuschen. Doch die Ruhe ist trügerisch, denn hinter den Kulissen gibt es Krach.

Villa samt Garten sind Tagesstätte für 16 Kinder. Der Mieter der landeseigenen Villa, der gemeinnützige Verein „Weg der Mitte“, wirft dem Bezirk und dem Liegenschaftsfonds vor, einen großen Teil des Gartens „unter dubiosen Umständen“ an einen Nachbarn verkauft zu haben. Der Verein pocht darauf, dass Villa und Garten einst unter der Bedingung einer „sozialen Bindung“ von Privatleuten vermacht worden sind. Seit nunmehr fast 20 Jahren betreibt der Verein hier einen internationalen Modellkindergarten. Mit dem Verkauf eines 600 Quadratmeter großen Gartenstücks würde dem pädagogischen Konzept der Natur- und Umwelterziehung die Grundlage entzogen, heißt es. Dieser Umgang mit Erbschaften werde sich negativ auf die Bereitschaft aller Bürger auswirken, ihr Vermögen dem Staat zu vermachen, sagt Percy MacLean. Der Richter am Verwaltungsgericht ist Vorstandsmitglied im Verein. Das Bezirksamt hatte die Schuld von sich gewiesen: Der Liegenschaftsfonds habe den Verkauf vorgenommen, „ohne dass wir als Bezirk eine Einwirkungsmöglichkeit gehabt hätten“. Der Fonds habe aber die Aufgabe, vermarktungsfähige Grundstücke zu veräußern, wenn konkrete Kaufinteressen bestehen.

Ursprünglich hatte die Erblasserin die Villa für Seniorenwohnen vorgesehen, was aber aus baulichen Gründen nicht möglich war. Das Bezirksamt habe damals entschieden, das Grundstück als Kita zu nutzen, durch den Verkauf eines Gartenteils sei der Betrieb nicht gefährdet. Der Liegenschaftsfonds teilte mit, das Bezirksamt habe bereits 2005 dem Kaufinteressenten mitgeteilt, dass gegen den Verkauf einer Teilfläche keine Bedenken bestehen. Diese Behörde hatte dem Verein 1995 bestätigt, dass es das Grundstück „für soziale Zwecke“ geerbt hatte, es für eine Kindertagesstätte und Ausbildungsräume vorgesehen sei.

In einem Schreiben an Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) und an den neuen Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) hat der Verein jetzt auf den „Missbrauch eines letzten Willens“ hingewiesen. Der Verkauf, ohne Ausschreibung erfolgt, sollte rückabgewickelt werden. Die Käufer des Gartenanteils verstehen die Aufregung nicht. Diese Fläche habe früher schließlich zu dem von ihnen gekauften Haus gehört. Der Preis sei von Gutachtern ermittelt, dem Verein bliebe mit 1000 Quadratmetern noch ausreichend Platz. Die Kitaleute aber fürchten, dass bald das gesamte Grundstück verkauft wird.

Christian van Lessen

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