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Berlin: Der Goya-Club hat ausgetanzt

Insolvenzverwalter schließt zahlungsunfähigen Tanzpalast am Nollendorfplatz

Die letzten Hilferufe sind verhallt, ohne dass der erhoffte Retter mit den benötigten Millionen aufgetaucht wäre. Zu Wochenbeginn zog Insolvenzverwalter Peter Leonhardt die letzte Konsequenz: Der Goya-Club am Nollendorfplatz ist dicht, am Montag eröffnete das Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren über die Goya AG, wie Leonhardt am Dienstag bekannt gab. 89 Mitarbeiter müssen sich nach einem neuen Job umsehen.

Zwei Gründe haben laut Leonhardt dazu geführt, dass es der schon zur Eröffnung im vergangenen Dezember finanziell angeschlagene Club auch unter der Führung des erfahrenen Insolvenzverwalters nicht auf die Beine schaffte: Es kamen zu wenig Gäste und es fand sich kein zahlungskräftiger Investor.

Vergebens bat der Insolvenzverwalter auch die 2700 Aktionäre um mehr Geld: Statt der mindestens benötigten Investition von 1,5 Millionen Euro hätten die gerade mal eine halbe Million zahlen wollen – zusätzlich zu den 7,5 Millionen Euro, die sie bereits vergangenes Jahr berappt hatten. Auch Veranstaltungsagenturen, mit denen Leonhardt verhandelte, hätten keine festen Zusagen über zusätzliche Partys oder Konzerte gemacht. Das habe ihn enttäuscht, sagt der Anwalt mit traurigem Blick. So hätten bis zum Schluss monatliche Kosten von 375 000 Euro Einnahmen von rund 150 000 Euro entgegengestanden.

Das Nachsehen haben jetzt die etwa 100 Unternehmen, die an dem insgesamt zwölf Millionen Euro teuren Ausbau des Goya beteiligt waren. Mit denen will sich der Insolvenzverwalter demnächst treffen, um über ihre Forderungen zu sprechen. Unter den Gläubigern sind laut Leonhard der Architekt Hans Kollhoff, der dem Innern seine Form gab, dazu der Stromversorger Vattenfall und ein Küchenhersteller.

Den letzten „Gnadenschuss“ gab dem Club laut Leonhardt ein Problem mit dem Brandschutz: Die Feuerversicherung forderte Nachbesserungen am Bau, dafür fehlte das Geld, dazu kamen „Pannen, für die niemand etwas kann“, wie Leonhardt sagte. Damit meinte er unter anderem den Diebstahl eines 700 Kilo schweren Tresors mit den Wochenendeinnahmen von 65 000 Euro, dessentwegen nach wie vor die Kripo ermittelt.

Das eigentliche Problem sei aber struktureller Art: Das ambitionierte Konzept des Clubs, der zwischen Disko, Restaurant und Bar angesiedelt war, ging nicht auf. Dazu kamen offenbar grundlegende wirtschaftliche Probleme schon vor der Eröffnung des Hauses: Laut Leonhardt fehlten von Anfang an fünf Millionen Euro zur Finanzierung. Unter anderem deswegen nimmt sich jetzt auch die Staatsanwaltschaft des Clubs an, wie Leonhardt sagt. Er hat den Ermittlern einen hundertseitigen Bericht zukommen lassen. Nun ist zu klären, ob bei der Goya-Finanzierung gegen Gesetze verstoßen wurde, also zum Beispiel Gelder veruntreut oder die Insolvenz vorsätzlich verschleppt wurde. Unter den enttäuschten Aktionären kursieren viele Vorwürfe, unter anderem gegen Peter Glückstein, Erfinder und bis vor kurzem Kopf des Projektes, auch gegen den Vermieter des Hauses, dem die Räume laut Leonhardt jetzt wieder zufallen: „Das Projekt hat man bewusst gegen die Wand fahren lassen“, befürchtet Aktionär Frank Wiebe, der 2000 Euro in das Projekt gesteckt hat. Leonhardt wollte sich gestern zu einzelnen Schuldvermutungen nicht äußern.

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