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Berlin: Der Himmelsmagier

Hanns-Jürgen Diederichs zündet das Feuerwerk über dem Brandenburger Tor Mit glühenden Wasserfällen und Blitzen will er die Zuschauer verzaubern

Silvesternacht, 23.59.55 Uhr. Am Brandenburger Tor schießen im Sekundentakt fünf Kometen in die Höhe. Der Countdown läuft. Die Menge zählt mit: vier - drei - zwei - eins. Und dann, Clock Mitternacht, bricht der Höllenlärm des offiziellen Jahreswendfeuerwerks los. Die Festmeile taumelt freudetrunken ins Jahr 2007. Und bestaunt die bunten Bilder im Himmel über Berlin.

Der Mann, dessen Crew das Farbspektakel bis zu 150 Meter über demTiergarten und Berlins Wahrzeichen erglühen lässt, sagt geheimnisvoll: „Die bösen Geister werden vertrieben, und aus den leuchtenden Effekten wandert die Kraft in die Herzen der Zuschauer.“ Mehr noch: Die verschiedenen Bilder, die da in den Himmel gemalt werden, „symbolisieren Hoffnung und Zuversicht, Frieden und Freiheit, Toleranz und Akzeptanz, Wohlergehen und Gesundheit, Freude und Lachen, Träume und Wünsche, Zuneigung und Liebe.“ Natürlich sollte der Betrachter ein wenig Fantasie mitbringen, die gehört bei der Deutung der Blitze aus dem heiteren Himmel dazu, genauso wie beim traditionellen Bleigießen in der heimischen Küche.

Hanns-Jürgen Diederichs, der Oberfeuerwerker von der Firma Firemotion aus Trittau bei Hamburg, gibt das Startzeichen, wenn die professionelle Böllerei in die Luft gehen soll, „und dieser Moment, noch dazu vor Millionen Menschen auf der Straße und an den vielen Bildschirmen, ist wirklich das Größte, die Erfüllung total“.

Der Pyrotechniker freut sich nämlich über jeden Effekt, der den Himmel in satte Farben taucht, „weil du das, was du theoretisch zusammengebastelt hast, nun zum ersten Mal praktisch siehst“, Feuerwerke kann man nicht wie einen Staubsauger ausprobieren, man schießt die Bilder in die Luft und freut sich, wenn sie so kommen, wie das gedacht war. Zum Beispiel die „Trauerweide“, eine Komposition mit flirrenden Goldfäden – aber wenn ein Wind dazwischenfährt, wird aus den hängenden Zweigen ein mickriges Gestrüpp.

Wenn die 200 Zündpunkte mit über 1000 Schuss per Funk und Kabel über die Menschheit in Berlin losgelassen sind, dann zischt und kracht es, und niemand kann ein Bild zurückholen oder noch einmal von vorne starten.

Wie sieht die gemeinsam mit der Firma Flash Art entworfene Choreografie diesmal aus? „Wir fangen ganz heftig an, dann wird es etwas ruhiger mit Leucht- und Blinksternen, danach kommen Trauerweiden, Wasserfälle und Kracher, zum Schluss das große italienische Finale mit hellen Blitzen.“

Ein gutes Feuerwerk sei Musik und geht in den Körper rein, „der Sound ist ins Werk gepackt“, sagt Hanns-Jürgen Diederichs. Der Nordländer ist 57 Jahre alt, und wenn man fragt, seit wann ihn Blitze und Kanonenschläge begleiten, dann sagt er, seit 57 Jahren. Sein Vater hat nämlich 1949 in Wuppertal eine Feuerwerksfabrik aufgebaut, und so ist der Junior mit feuriger pyrotechnischer Bildung aufgewachsen.

Am Brandenburger Tor ließ er schon von 1995 bis zum Jahreswechsel 2000 die Sterne fliegen, auch das Abschlussfeuerwerk beim Finale der Fußball-WM kam aus Trittau. „Aber diesmal wird alles viel emotionaler“, verspricht der passionierte Feuerwerker.

Ideal sei ein Feuerwerkswetter mit wenig Regen und Sturm und nicht allzu hoher Luftfeuchtigkeit, weil sich dann der Qualm nur mühsam verflüchtigt. „Aber egal: Am Schluss, sagt Diederichs, müssen alle Frauen weinen und dem Liebsten vor Rührung in die Arme sinken. Dann war unser Feuerwerk wirklich gut.“

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