zum Hauptinhalt

Berlin: Der Kessel schließt sich

25. April 1945: Von allen Seiten stößt die Rote Armee auf das Stadtinnere zu – Amerikaner und Russen treffen sich in Torgau

Die Hoffnungen Hitlers, die Einkreisung zu verhindern, erweisen sich schnell als falsch. Bereits am 25. April treffen sich die Spitzen der 1. Ukrainischen und der 1. Weißrussischen Front bei Ketzin. Berlin ist eingekreist, wenn auch in den ersten Stunden durch den dünnen Ring des Gegners noch Verstärkungen ins Innere gelangen. Umgekehrt können Soldaten und Zivilisten aus dem Kessel fliehen. Die Gefechte werden immer härter. Marschall Schukow meldete tags zuvor nach Moskau, die Deutschen würden „hartnäckigen Widerstand leisten“, wobei sie „sich auf starke Stützpunkte in den Vororten, starke Steingebäude, die zur Verteidigung in Berlin ausgebaut wurden, stützen und zahlreiche Wasserhindernisse ausnutzen.“ Am 23. April habe man „eine Reihe von Häuservierteln im nordostwärtigen Teil der Stadt und den Raum des Schlesischen Bahnhofes besetzt.“ Ein Korps der 5. Stoßarmee meldet die Besetzung Karlshorsts und des Ostufers der Spree. Die 8. Gardearmee, die bereits in Stalingrad gekämpft hatte, steht am Südwestrand von Karlshorst, in Schöneweide sowie in Bohnsdorf und Karolinenhof.

Im Westen Berlins bildet die Rote Armee zunächst nur einen Abwehrriegel gegen Angriffe aus dem Kessel heraus und von außerhalb in die Stadt. Doch sind die deutschen Truppen am 25. April 1945 nicht mehr in der Lage, das Loch zwischen Spandau und Oranienburg zu schließen. Von diesem Tage an beginnen am westlichen Stadtrand die Kämpfe. Von Norden dringen gegnerische Kräfte auf das Zentrum Spandaus vor. Die schwachen deutschen Kräfte ziehen sich größtenteils auf das Stadtinnere zurück, nur an einigen Punkten, so der Radelandstraße und dem Flughafen Gatow, verstärkt sich der Widerstand. Aus Süden, Südosten, Osten, Nordosten und Norden stoßen die Sowjets konzentrisch auf die Stadtmitte vor.

Über ein anderes wichtiges Ereignis der Berliner Operation, das Zusammentreffen mit den Westalliierten, heißt es an diesem Tag in der Meldung der 1. Ukrainischen Front an Stalin: „Die Voraustruppenteile der 5. Gardearmee besetzten die wichtigen Straßenknotenpunkte und großen Städte Torgau, Riesa und vereinigten sich auf dem Westufer der Elbe im Raum Torgau, Mühlenberg mit Aufklärungseinheiten der 69. Infanteriedivision des 5. Armeekorps der 1. Amerikanischen Armee.“ Das Dritte Reich ist damit in einen Nordteil und einen Südteil gespalten.

Richard Lakowski (66) ist Militärhistoriker und lebt in Erkner.

Richard Lakowski

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false