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Berlin: Der kryptische Wurzel-Slogan des Kandidaten Wruck wird jetzt zwangsweise überklebt

Zu Beginn der ganz heißen Wahlkampfzeit ist der seit langem andauernde Konflikt zwischen der CDU-Parteiführung und ihrem Wilmersdorfer Kreisvorsitzenden Ekkehard Wruck ein weiteres Mal eskaliert. Der Landesverband veranlasste gestern, dass sämtliche Wahlplakate Wrucks in dessen Wilmersdorfer Wahlkreis ausgetauscht werden.

Zu Beginn der ganz heißen Wahlkampfzeit ist der seit langem andauernde Konflikt zwischen der CDU-Parteiführung und ihrem Wilmersdorfer Kreisvorsitzenden Ekkehard Wruck ein weiteres Mal eskaliert. Der Landesverband veranlasste gestern, dass sämtliche Wahlplakate Wrucks in dessen Wilmersdorfer Wahlkreis ausgetauscht werden. Wruck warb seit Dienstag mit dem Slogan "Die Wurzel trägt dich - CDU 100 % Berlin". Dieses Motiv sollte in den gestrigen Abendstunden durch das gängige, in Blau gehaltene Bezirkskandidaten-Poster ausgetauscht werden. Darauf ist jetzt nur noch der Name Wrucks und der Hinweis "Für Wilmersdorf" zu finden. Auf einen individuellen Slogan, wie er bei anderen Bewerbern der Union üblich ist, musste schon deshalb verzichtet werden, weil der Landesverband zu Wruck keinerlei Kontakt hat.

Die unverständliche Botschaft des "Wurzel"-Plakats war von Beginn an ein Alleingang Wrucks und offenbar eine weitere Provokation der Parteiführung. Bereits vor Wochen läuteten in der CDU-Wahlkampfzentrale die Alarmglocken, als man von der Druckerei über den Wruckschen Plakatpläne informiert wurde. CDU-Generalsekretär Volker Liepelt forderte Wruck darauf hin schriftlich auf, von seinem "Wurzel"-Vorhaben Abstand zu nehmen und sich der CDU-Werbelinie anzupassen. Laut Parteisprecher Wambach diene der "Wurzel"-Spruch nicht gerade dazu, die Ernsthaftigkeit der politischen Werbung zu untermauern. In der CDU ging schlichtweg die Angst um, dass die merkwürdige Wahlwerbung Wrucks zum Stadtgespräch und die Partei über Wochen öffentlich lächerlich gemacht wird. Insbesondere, weil der Wahlkreis Wrucks Teile der West-City und auch des Kurfürstendamms umfasst, also einem Aushängeschild der Stadt von internationaler Bedeutung. Auch die Tatsache, dass es Wruck in seinem Wahlkreis mit dem Grünen Bernd Köppl mit einem ernsthaften wie ambitionierten und bissigen Mitbewerber zu tun hat, der jede schrullige Wruck-Aktion genüsslich zu seinen Gunsten ausschlachten könnte, veranlasste die Parteispitze zu einem schnellen Handeln.

Wruck, der seit zwei Jahrzehnten für die CDU im Abgeordnetenhaus sitzt, hat sich mit der Parteispitze vor langer Zeit überworfen und in den letzten Jahren mit seinen höchst individuellen Werbe-Kreationen für Hohn und Spott gesorgt. Unvergessen ist sein Werben für ein "Christliches Preußen" anlässlich der Abstimmung zur Länderfusion mit Brandenburg. Viel Kopfschütteln und einen Platz im Kuriositäten-Kabinett brachte ihm auch sein Slogan "Erfahrung bringt Hoffnung" ein, mit dem er sich im vergangenen Jahr erfolglos für den Deutschen Bundestag bewarb. Diese beiden Plakatmotive wurden zwar intern heftig kritisiert, aber an eine Gegenreaktion dachte man im Landesverband damals noch nicht. Größtes Aufsehen erregte Wruck im Frühjahr, als bei der Aufstellung der Wahlkandidaten im Wilmersdorf mit den beiden Nachwuchspolitikern Grütters und Kurth zwei von der Parteispitze protegierte Kräfte überraschend deutlich durchfielen. Der Vorwurf der Wahlmanipulation schwang mit, und der Landesverband konnte eine Wiederholung der Wahl durchsetzen, die letztlich im Sinne der Parteispitze ausfiel.

Mit einem anderen Wahlkampfproblem muss sich die Friedenauer SPD-Kandidatin Dilek Kolat beschäftigen. Die Plakate der türkischstämmigen Berlinerin werden gezielt mit rassistischen Aufklebern verunstaltet. Der Schöneberger Kreisverband hat bereits Strafantrag gestellt und will das Problem öffentlich machen.

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