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Große Kunst. Das Schweriner Museum kann sich über die jüngste Schenkung Christoph Müllers freuen. Foto: dapd/Frank Hormann

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Berlin: Der Kunstspender

Christoph Müller ist leidenschaftlicher Sammler Seine Schätze stiftet er gern der Allgemeinheit.

Christoph Müller ist ein spendabler Mann. Der 73-Jährige ist keiner jener Kunstsammler, die sich an ihren mit Geschick, Geschmack und Geld erworbenen Schätzen nur allein zu Hause im stillen Kämmerlein erfreuen wollen. Zwar ähnelt auch Müllers Wohnung in der Spandauer Vorstadt in Mitte einer Galerie oder einem Museum. Dicht an dicht hängen hier vor allem Landschaften, Marine-Bilder, historische Darstellungen, Kircheninterieurs und Porträts aus dem flämisch-holländischen „Goldenem Jahrhundert“ zwischen dem Ende des 16. und dem Beginn des 18. Jahrhunderts. Doch eine viel größere Anzahl von Kunstwerken hat Müller in den letzten Jahren an deutsche Museen verliehen oder geschenkt.

So konnte sich das Kupferstichkabinett im Jahr 2008 über die Schenkung von mehreren hundert niederländischen Zeichnungen und Druckgrafiken freuen. Und erst kürzlich hat Müller für sein Lieblingsmuseum, das Staatliche Museum Schwerin, ein Porträt des mecklenburgischen Herzogs Christian Ludwig II. ersteigert. Am morgigen Freitag beginnt außerdem im Kölner Wallraf-Richartz-Museum die Ausstellung „Artisten der Linie. Hendrick Goltzius und die Graphik um 1600“ mit rund 100 von Müller gestifteten Werken. Die größte Schenkung steht allerdings noch bevor: Etwa 150 seiner Gemälde aus dem „Goldenem Jahrhundert“ möchte Müller ebenfalls dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich machen. Doch laut Aussage des Sammlers war keines der Berliner Häuser an der gesamten Sammlung interessiert genug, so dass auch diese wohl nach Schwerin geht.

Dabei ist Müller der Stadt Berlin eng verbunden. Der gebürtige Stuttgarter, der sich selbstironisch als „Durch-und- durch-Schwabe“ und damit als „ideales Feindbild“ bezeichnet, absolvierte ab 1960 ein Volontariat beim Tagesspiegel und war bis 1968 als Redakteur im Lokalteil der Zeitung tätig. Danach prägte der Verlegersohn in Tübingen 35 Jahre das linksliberale Profil des „Schwäbischen Tagblatts“ als Chefredakteur, Mitverleger und Theaterkritiker. Nach dem Verkauf seiner Anteile kehrte Müller nach Berlin zurück. Und das mit so viel Geld, dass er sich seiner Leidenschaft für die Alten Holländer widmen konnte.

Dabei waren ihm oft die Fachleute aus den Museen eine große Hilfe. So verbindet Müller besonders mit dem Niederländer-Kustos und stellvertretendem Direktor des Kupferstichkabinetts, Holm Bevers, eine enge, freundschaftliche Beziehung. „Ich brauche den persönlichen Kontakt, die Kennerschaft, die sich daraus entwickelnde gegenseitige Wertschätzung und das erlebbare Sich-Wohlfühlen, dass meine Sachen gut aufgehoben sind“, sagt Müller. Sind diese Voraussetzungen vorhanden, ist der Sammler stets offen für dringliche Wünsche und Nöte der Kustoden. So hat er vor fünf Jahren bei einer Versteigerung eine für die Geschichte der Alten Nationalgalerie bedeutsame Zeichnung Eduard Bendemanns erstanden, da das Haus den Kauf kurzfristig nicht finanzieren konnte.

Rund 2000 Werke hat Müller bisher erworben, die meisten davon auf Auktionen. Seitdem er wieder in Berlin lebt, hat der Sammler auch die Berliner Künstler vor allem des 19. Jahrhunderts entdeckt und sein Spektrum unter anderem auf Menzel, Schadow und Hosemann aber auch auf DDR-Altmeister wie Hermann Glöckner ausgedehnt. Und wonach sucht Müller die Werke aus? „Jeder Sammler ist ein guter Sammler, wenn er nur das kauft, was ihm selber gefällt“, sagt er. Hört sich ganz einfach an. Eva Kalwa

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