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Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit zieht sich als SPD-Vize zurück.

© dpa

Der lange Abschied des Klaus Wowereit: Berlins Regierungschef verlässt SPD-Spitze

Schritt für Schritt zieht er sich zurück. Doch der Rückzug Wowereits aus der SPD-Parteispitze ist offenbar unausweichlich und durchaus plausibel. Eine bundespolitische Karriere musste er längst abschreiben.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Es scheint ein Abschied auf Raten zu werden. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der sein Regierungsamt in Berlin wegen des Flughafens BER Anfang des Jahres fast hingeworfen hätte, will sich im November aus der SPD-Parteispitze zurückziehen. Das lag schon länger in der Luft, er selbst hat intern bereits vor Wochen signalisiert, dass einer der neuen sozialdemokratischen Länderchefs für ihn nachrücken und Vize-Chef der Bundespartei werden könnte.

Die vage Ankündigung konkretisiert sich jetzt. Auch in Kreisen der Berliner SPD wird kolportiert, dass der hessische SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel in die enge Parteiführung aufrücken könnte, anstelle von Wowereit, der das Amt des stellvertretenden SPD-Chefs seit 2009 bekleidet. Mitte November, auf einem Bundesparteitag in Leipzig, wird der Parteivorstand neu gewählt. Möglicherweise auch neu strukturiert, denn die SPD-Linke will das 2011 abgeschaffte Parteipräsidium wiederhaben. Dies alles muss Wowereit dann nicht mehr so doll interessieren.

„Alles zu seiner Zeit, jetzt kommt erst mal die Bundestagswahl“, wehrte der Regierende Bürgermeister am Donnerstag Fragen nach seiner bundesparteilichen Zukunft ab. Ein Dementi klingt anders, auch wenn über die künftige Zusammensetzung des SPD-Vorstands erst im Oktober, abhängig vom Wahlergebnis und dem künftigen Status als Regierungs- oder Oppositionspartei, entschieden wird.

Aber der Rückzug Wowereits aus der Parteispitze ist offenbar unausweichlich und durchaus plausibel. Sein Interesse an der Bundespolitik ist längst dahingeschmolzen, spätestens als ihm klar wurde, dass ihm der Weg zum SPD-Kanzlerkandidaten versperrt blieb. 2009 hätte er sogar Parteichef werden können, ließ aber Sigmar Gabriel den Vortritt. 2011 gewann er die Abgeordnetenhauswahl mit einem mäßigen Ergebnis, das Wowereits ohnehin wackeligen Rückhalt in der Bundes-SPD weiter schwächte. Das Desaster um den Großflughafen in Schönefeld spülte dann auch die letzten Illusionen weg, doch noch bundespolitisch Karriere machen zu können.

Der Rückzug Wowereits aus der Parteispitze, den er eigentlich erst am Montag, nach der Bundestagswahl ankündigen wollte, beeinträchtigt den Berliner Regierungschef zusätzlich. Auch wenn er erkennbar nicht amtsmüde ist, werden mit dem Abschied von der bundespolitischen Bühne die Gerüchte über einen vorzeitiges Ende seiner Amtszeit im Roten Rathaus mit Sicherheit neu angefacht. Er selbst kokettiert damit, 2016 noch einmal als SPD-Spitzenkandidat anzutreten. Auch um die selbst ernannten Kronprinzen Raed Saleh (Fraktionschef) und Jan Stöß (Landeschef) vorerst zu verhindern. Doch über die eigene persönlich-politische Zukunft, so hört man, denke Wowereit noch intensiv und ergebnissoffen nach. Am 1. Oktober lässt er sich erst einmal groß feiern. Er wird 60 Jahre alt.

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