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Berlin: Der lange Schatten der Spione

Was sich ändert, wenn der BND nach Mitte zieht: Eine Tankstelle geht, ein Park entsteht

Ihr Gruß war laut und vernehmlich. „Herzlich willkommen in Berlin“ hieß Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD) am Montag den Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) August Hanning, als beide das Modell für den Neubau an der Chausseestraße begutachteten. Die Nachbarn der künftigen Baustelle reagieren deutlich verhaltener. Die Anwohner der Chaussee- und der Habersaathstraße sind verunsichert, sie wissen nicht, was kommt, was sich ändert. Nur der Pächter der „Total“-Tankstelle auf dem künftigen BND-Gelände hat schon resigniert: „Was soll ich machen? Ich werde gekündigt und fertig.“

Für die Tankstelle ist hier künftig kein Platz mehr. Der Pächter erklärt sich das so: „Eine Tankstelle in direkter Nähe zum Geheimdienst ist ein Sicherheitsrisiko.“ Tatsächlich sehen die Pläne aber vor, an der Ecke von Chaussee- und Habersaathstraße, wo derzeit seine gut gehende Tankstelle steht, ein Internat und eine Sporthalle für die Geheimdienstler zu errichten. Der „Total“-Konzern und der Senat würden bereits über ein Ersatzgrundstück verhandeln, weiß der Pächter. Bund und Land sitzen ebenfalls schon am Verhandlungstisch. Die zehn Hektar des ehemaligen Stadions der Weltjugend wird der Bund kaufen.

Aber es gibt noch mehr zu verhandeln. Denn nicht nur der 720 Millionen Euro teure Neubau des BND, in dem 4000 Mitarbeiter ihre Büros finden werden, soll planerisch gesichert werden, auch der so genannte Panke-Park. Dahinter verbirgt sich ein Lieblingsprojekt der Senatsumweltverwaltung, das aber seit Jahren nicht vorankommt. Mit dem BND-Bau soll das jetzt anders werden. Junge- Reyer: „Zusammen mit dem Bezirk Mitte werden wir die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen, den Panke-Grünzug zu renaturieren.“ Drei Hektar soll die Grünfläche hinter dem künftigen BND- Sitz groß sein. Derzeit ist dort nur ein trockener Graben zu entdecken, an dem Spaziergänger ihre Hunde ausführen. Kein Wasser weit und breit.

Bund und Land wollen einen Vertrag über die Finanzierung des Panke-Parks abschließen. Das wird wohl über den Kaufpreis für das gesamte Gelände geregelt werden. Den Panke–Grünzug und den BND wird dann der gleiche Drei-Meter-Zaun trennen, der auch zur Chausseestraße als Barriere geplant ist. Dahinter ist dann immer noch genügend Platz für einen Anbau, der eventuell einmal in Angriff genommen wird.

Jetzt muss das Baurecht für den BND her. Die Stadtentwicklungsverwaltung arbeitet an einem neuen Bebauungsplan, denn derzeit dürfen hier nur kleine Wohnblöcke entstehen. Im Frühjahr 2006 sollen ihn Senat und Parlament beschließen.

Ausstellung der BND-Entwürfe bis 4. März: Bundesbaudirektion, Fasanenstr. 87, montags bis donnerstags 10 bis 17, freitags 10 bis 15 Uhr, Eintritt ist frei.

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