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Berlin: Der Nachbar in Uniform

Klaus Hamilton ist Kontaktbereichsbeamter in Lichtenberg Er kennt die Menschen in seinem Revier – und die schätzen seine Anwesenheit

Kontaktbereichsbeamter ist ein kompliziertes Wort für einen Job, der vieles einfacher machen soll. Da ist es kein Wunder, dass sich die Polizisten untereinander einfach nur „Kob“ nennen. Einer von ihnen ist Klaus Hamilton. Der 52-jährige Hauptkommissar arbeitet in Lichtenberg, in einem der größten Abschnitte in Berlin. 53 Kontaktbereiche zählt der Abschnitt 64, in dem das „Kob“-Modell im Gegensatz zu vielen anderen Abschnitten nie abgeschafft worden ist. Am Mittwoch verkündete Polizeipräsident Dieter Glietsch, dass es jetzt wieder flächendeckend eingeführt wird.

Nur ein Drittel seiner Arbeitszeit sitzt Hamilton am Schreibtisch. Eigentlich ist sein Arbeitsplatz draußen auf der Straße. Er weiß, wo man ihn braucht. Morgens hilft er Kindern, die zur Schule über die Straße müssen. Regelmäßig besucht er Läden in seinem Bezirk und schaut nach dem Rechten. Auf dem Supermarktparkplatz lässt ein Mann das Fenster seines Autos herunter: „Hallo Klaus“, ruft er dem Polizisten zu. Hamilton stellt ihm die Frage, die er allen stellt: „Allet o. k.?“ Zehn Meter weiter transportieren zwei Arbeiter einen alten Imbissstand ab. „Der wurde als Toilette missbraucht“, sagt Hamilton, der sich um den Abtransport gekümmert hat. Seine Straßen sollen sauber sein.

Seit 1974 ist er Polizist in Lichtenberg. Nach der Wende konnte er problemlos weiterarbeiten. Er hat neuen Kollegen aus dem Westen gezeigt, wie es auf der Straße zugeht. So ist er ein Kob geworden.

Seine Ansprechpartner sind nicht nur Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft. Hamilton kommuniziert auch mit Ordnungsämtern, Hausverwaltungen, Mietern und Ladenbesitzern. „Ick bin ’ne Schnittstelle“, sagt er und erklärt: „Die Polizei ist ein Dienstleister.“ Das meint er ernst. Wie zum Beweis hat er eine dicke Mappe unter seinem Arm. Darin liegt ein neuer Ausweis für einen Bürger, der nicht mehr gut laufen kann. Hamilton bringt dem alten Mann das Dokument vorbei.

Seine Arbeit wird von den Bürgern geschätzt: „Ich fühle mich viel sicherer, wenn ich Polizisten auf der Straße sehe“, freut sich Madeleine Eschner, eine 24-jährige Malerin. Ihren Kob kennt sie „vom Sehen“. Im Drogeriemarkt hält Hamilton einer älteren Frau die Tür auf. „Die Polizisten auf der Straße geben uns Sicherheit und den Kriminellen Unsicherheit“, sagt die 62-jährige Erika S..

Denn wie jeder Polizist ist Hamilton bewaffnet. Und er kann fast jederzeit überall im Kiez zur Stelle sein. Seine mögliche Einsatzzeit geht von 6 Uhr morgens bis 24 Uhr. Wann er wo ist, bestimmt er selber. Und per Funkgerät kann er sofort Verstärkung rufen.

Johannes Boie

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