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Berlin: Der Nutzer ist König

Denkmalschutz steht einem Umbau zur Lehranstalt nicht im Weg

Die einen sagen, man dürfe keinen Nagel in die Wand bohren, die anderen haben kein Problem damit, die Wand einzureißen. So weit liegen die Interpretationen für den Denkmalschutz im Staatsratsgebäude auseinander. Noch regelt das Bezirksamt Mitte den Denkmalschutz für das Haus und legt die Regeln restriktiv aus. „Das Bezirksamt hat uns verboten, die Interieurs zu verändern, wir durften nicht mal den roten Teppich verrücken", sagt Helmut John, der Sprecher der Oberfinanzdirektion und des Bundesvermögensamtes, die bisher für das bundeseigene Staatsratsgebäude zuständig waren. Dass das knapp 2,4 Hektar große Gelände mit Vorderhaus, Seitentrakt und Garten am Schlossplatz im Zuge eines Grundstückstausches vom Bund an das Land Berlin übertragen wird, ist nur noch eine Formalie, sagt John. Die Verträge sind unterschriftsreif.

Wenn Berlin Eigentümer des Gebäudes ist, wird die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über den Denkmalschutz wachen und bei den Baumaßnahmen der Daimler-Chrysler Immobilien GmbH mitreden. Das Unternehmen will das ehemalige Honecker-Bürohaus im Auftrag der geplanten Elitehochschule in eine Universität mit Hörsälen, Seminarräumen, Kantine und möglicherweise auch Hotelzimmern verwandeln.

„Der Denkmalschutz verlangt lediglich, dass die äußere Fassade gewahrt bleibt“, sagt Petra Reetz, die Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder. Was den Umbau im Innern angeht, seien die Vorschriften sehr dehnbar, je nachdem, was der Nutzer wünsche. Auch Zwischendecken einzuziehen oder Wände zu verschieben sei „durchaus möglich“. „Besser ein genutztes Gebäude als ein leer stehendes Denkmal“, sagt Reetz. Helmut John überrascht das nicht: „Wir hatten schon oft den Eindruck, der Denkmalschutz wird jedesmal anders interpretiert, je nach Prominenz der Nutzer.“

In München, wo die privaten Stifter einen Ableger ihrer Managerschule errichten wollen, ist noch kein Standort gefunden. „Die Stadt hat den Stiftern einige Gebäude angeboten, aber die wollten sie nicht“, sagt Reinhard Pfeiffer, der Sprecher des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. „Jetzt haben wir schon länger nichts mehr von ihnen gehört.“

Zum Vergleich: Die private International University of Bremen residiert auf einem 30 Hektar großen ehemaligen Kasernengelände der Bundeswehr. Die dortigen Stifter haben das Gelände vom Bund für 8,5 Millionen Euro gekauft; mit 50 Prozent Rabatt. weil sie Gemeinnützigkeit für sich reklamieren konnten. „Es ist am besten, wenn man der Eigentümer ist“, sagt der Vize-Präsident der Universität, Alexander Ziegler-Jöns, „mit einem Erbbaurechtsvertrag droht immer der Hongkong-Effekt.“ 1999 wurde der Kaufvertrag unterschrieben, zwei Jahre später der Lehrbetrieb aufgenommen – mit einer Anschubsfinanzierung des Landes von 109 Millionen Euro.

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