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Berlin: Der Palast wird beerdigt

Die zweite Abriss-Phase beginnt: Heute kommt der erste Lastkahn mit Sand, um die Betonwanne unter dem Gebäude zu füllen

Die nächste Phase beim Abriss des Palastes der Republik beginnt. Und diesmal kann man das – im Gegensatz zur Demontage der goldglänzenden Fensterscheiben – sogar von der Schloßbrücke aus beobachten: Heute machen zwei Frachtkähne an der Ostseite der Palast-Ruine fest, „die erste Schute transportiert einen Bagger, der den Sand für ein Sand-Wasser-Gemisch bewegen wird, das zweite Schiff ist voller Sand, mit dem die riesige Wanne, in der der Palast ruht, gefüllt wird – viele weitere Schiffsladungen werden folgen“, sagt der technische Projektleiter für den Abbau, Michael Möller.

Die Gründungswanne des Palastes steht im Grundwasser, die Palast-Erbauer haben vor 30 Jahren den Spree-Fluss durch tiefe Spundwände gebändigt und eine gigantische Wanne gebaut, ein elf Meter tiefes Bett, in dem der Palast mit seinen 55 000 Tonnen Beton und über 20 000 Tonnen Stahl ruht. Würde man diese Beschwerung ohne ein Gegengewicht abmontieren, könnte das Grundwasser die Wanne hochdrücken und die Nachbargebäude – den Dom und den Marstall zum Beispiel – gefährden.

„Damit das nicht passiert, wird die Wanne zunächst mit einem Gemisch aus märkischem Sand und spreeeigenem Wasser gefüllt, das heißt, es entsteht ein gewaltiger Topf mit Brei, der bis in den letzten Winkel der Wanne gespült wird“, sagt Michael Möller. Danach wird das Wasser über ein Brunnensystem wieder weggespült, gewissermaßen aus der Eierpampe herausgesaugt – und über ein Rohrsystem in den Mischbehälter zurückgepumpt.

Beim Palast der Republik ging es von Anfang an um riesige Größenordnungen. So auch hier, beim umstrittenen Abbau. Die Wannen-Einspülung wird bis zum Juni dauern, 200 000 Tonnen Gewicht werden es am Ende sein, die die acht Meter hohe Wanne füllen. „Ballastierung“ nennt das der Fachmann, und es hat wohl nur bedingt mit dem Volkswitz vom „Ballast der Republik“ zu tun.

Der Schiffsverkehr auf der Spree wird während der Abbauzeit bis zum Frühjahr 2007 mit einer neuen Ampelanlage geregelt, so dass keine Sperrung der nicht nur für Fracht-, sondern auch für Ausflugsschiffe wichtigen Wasserstraße notwendig wird. Nach der Befestigung der Wanne startet der geschossweise Rückbau des Stahltragwerks und der einzelnen Deckenebenen. Begonnen wird mit dem mittleren Bauteil, dem Foyer, über dem einstmals 1001 Lampen hingen und wo sich viele Leute an der „Gläsernen Blume“ trafen. Danach wird ein dritter Turmdrehkran den Volkskammersaal demontieren. Schließlich werden die Dach-Fachwerkträger mit 325 Tonnen Gewicht abgehoben. Am Ende gibt es einen „Oberbodenauftrag“ – jene grüne Wiese, bei der nichts mehr an den Palast erinnern soll.

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