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Berlin: Der Pferdekopfnebel

Mit dem ersten Stern im Universum kam das Licht in die Welt. Farbenprächtige Gas- und Staubwolken sind kosmische Labore für neue Sterne

Wäre die Geschichte des Universums ein Kalenderjahr, wir befänden uns mit dem zweiten Teil dieser Serie noch im Januar. Der Urknall, mit dem alles begann (siehe gestrige Ausgabe), ist gerade ein paar Tage her. Das Gas, das der Urknall hinterlassen hat, kühlt ab. Und plötzlich, gegen Ende der dritten Januarwoche – in Wirklichkeit sind mindestens 200 Millionen Jahre seit dem Urknall vergangen –, erleuchtet der erste Stern die Finsternis. Es ist das erste Licht nach dem Urknall.

Heutzutage sind wir die Existenz von Sternen gewohnt. In Himmelsregionen wie dem Pferdekopfnebel im Sternbild Orion (siehe großes Foto) entstehen Tausende neuer Sterne in riesigen Staub- und Gaswolken. Diese verdichten sich unter ihrer Schwerkraft, bis die Atome miteinander verschmelzen. Dabei setzen sie Unmengen Energie frei. Aus diesem Brennstoffreservoir schöpfen Sterne wie die Sonne ein Leben lang. Trotzdem erscheint es wie ein Wunder, dass das All so etwas wie Sterne hervorgebracht hat. Der Kosmos expandierte nach dem Urknall rasant. Und es ist bis heute ein Geheimnis, wie sich viele Regionen entgegen dieser Ausdehnung so schnell zusammenballen konnten, um Sterne zu bilden. Anhand der Anziehungskraft der uns bekannten Materie lässt sich dies nicht erklären.

Der Stoff, aus dem Sterne, Planeten und wir selbst bestehen, ist freilich nicht alles. Daneben existiert im All eine Dunkle Materie, die sich bislang nur durch ihre Schwerkraft verrät. Sie ist nahezu überall. Aus welcher Art von Teilchen sie besteht, wissen wir nicht. Aber ohne ihren Einfluss wäre womöglich bis heute kein einziger Stern geboren worden.

In den ersten Januarwochen macht sie sich besonders bemerkbar. „Die Dunkle Materie zieht sich zusammen und bildet Pfützen, in die die normale Materie hineinfällt“, sagt Astrophysiker Günther Hasinger. So kann sich das Gas zum ersten Stern zusammenballen. Es wäre denkbar, dass dieser Stern heute noch in den Außenbezirken einer Galaxie lebt.

„Aber bisher haben wir keinen einzigen Stern der ersten Sternengeneration entdeckt“, sagt Hasinger. Vermutlich waren die ersten Sterne gigantisch: 100- oder 1000mal schwerer als unsere Sonne, schätzt Hasinger. Derart massive Sterne gehen mit ihren Ressourcen verschwenderisch um. Schon nach einer Milliarde Jahre hauchen sie ihr Leben aus. Trotzdem prägte diese erste Sternengeneration das Bild unseres Kosmos: Sie setzte jene Keime, aus denen später ganze Galaxien entsprangen. Wie diese sich formten, können Sie in der morgigen Ausgabe lesen.

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