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Berlin: Der Präsident nimmt kein Bad in der Menge

Von Barbara Junge George W. Bush bestimmt das Geschehen in Berlin.

Von Barbara Junge

George W. Bush bestimmt das Geschehen in Berlin. Absperrungen und Demonstrationen, abmontierte Papierkörbe, versiegelte Gullydeckel und auch Scharfschützen prägen das Bild insbesondere in der City-Ost. Nur den amerikanischen Präsidenten selbst, den wird wohl kaum einer in der Hauptstadt zu Gesicht bekommen.

Bush, der am heutigen Mittwochabend eintreffen soll und am morgigen Nachmittag gegen 15 Uhr 30 weiterreisen will, bewegt sich mit Hubschraubern, vielleicht auch mit einer Wagenkolonne durch die Stadt; wie und wann genau, geben die Bundesregierung und die amerikanische Botschaft aus Sicherheitsgründen nicht bekannt. Die Transportmittel werden häufig gewechselt, die bis auf Fahrer oder Pilot leer bleibenden Fahrzeuge und Hubschrauber kreuzen als „Dummys“ zur Ablenkung durch das Regierungsviertel.

Möglicherweise könne man einen Blick auf die Wagenkolonne des Präsidenten werfen: wenn diese zwischen den Terminen vom Schloss Bellevue (Donnerstag 10 Uhr mit Bundespräsident Johannes Rau) zum Kanzleramt (11 Uhr) und weiter zum Reichstag (13 Uhr 50 für eine Rede vor dem Bundestag) verkehrt, heißt es im Bundespresseamt. Ob der Präsident jedoch dann tatsächlich in einem der Wagen Platz genommen hat, kann nicht gesagt werden. Erst kurzfristig werde entschieden, welchen Weg er wählt.

Vollkommen ausgeschlossen ist es zwar nicht, Bush zu sehen. „Bei Besuchen dieser Art kommt es immer wieder vor, dass der Gast das Bad in der Menge sucht“, meint ein Mitarbeiter im Bundespresseamt. „So etwas wird aber ganz kurzfristig entschieden und wir können niemandem sagen, da und da wird der Präsident zu sehen sein.“ Ein Bad in der Menge sei jedoch nach dem 11. September sehr ungewiss. Die Berliner Polizei ist noch skeptischer. Die Straßen würden „sehr weiträumig“ abgesperrt. „Ich sehe nicht die Möglichkeit, den Präsidenten zu Gesicht zu bekommen“, sagte ein Sprecher.

Bush wird gegen 20 Uhr 30 auf dem militärischen Teil des Flughafen Tegel erwartet. Auch die genaue Ankunftszeit unterliegt der Geheimhaltung. „Damit niemand die Gelegenheit hat, sich darauf einzustellen und einen Anschlag vorzubereiten“, sagt der Mitarbeiter im Bundespresseamt. Allzu leicht könnte man sich sonst Anflugstrecke und Zeitpunkt ausrechnen, um die Airforce One zu beschießen. Bush tritt dann gleich den Weg ins Hotel Adlon am Pariser Platz an, wohin auch seine Frau Laura kommt. Sie wird sich einige Stunden früher einfinden. Das Paar logiert für die eine Nacht in einer der beiden Präsidentensuiten. Die dortige Kommunikationszentrale soll bereits mit einem Abschirmzelt gegen mögliche Abhörversuche versehen worden sein. Auf dem Dach des Adlon wurde eine zusätzliche Satellitenschüssel eigens für Bush montiert.

Das Adlon ist für den Besuch weitgehend geräumt. Nur einige Dauerbewohner konnten bleiben. Auch die Tiefgarage steht einzig dem US-Präsidenten zur Verfügung. Dort findet nur die Präsidentenlimousine mit den dazugehörigen Sicherheitsfahrzeugen Platz. Schon am Montagnachmittag hatte die Polizei mehrere Straßen für die eingeflogene Wagenkolonne des Präsidenten kurzzeitig gesperrt. Mit Bush reisen mehrere Hundert Sicherheitsleute, Zahlen bleiben geheim - auch wenn von 400 bis 600 Beamten des Secret Service und der CIA ausgegangen wird.

Direkt gegenüber dem Adlon wird der US-Präsident heute Abend im Literatur-Café Tucher von Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Essen erwartet. Die Mitarbeiter des Tucher sollten am Mittwoch noch einmal gründlich überprüft werden. Ob der US-Präsident eigene Vorkoster oder gar Köche mitbringen wollte, davon war der Leitung von Tucher nichts bekannt.

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