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Berlin: Der Prinz steht vor einem Scherbenhaufen

Kaum ist die Königliche Porzellanmanufaktur verkauft, steckt sie erneut in Schwierigkeiten

Gerade einmal sieben Monate nach der Übernahme der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) durch eine Holding unter Führung des Kaiser-Urenkels Franz-Wilhelm Prinz von Preußen steckt das Unternehmen offenbar wieder in der Krise: Nach Informationen dieser Zeitung ist der Verkauf im zweiten Quartal eingebrochen, die Belegschaft fürchtet um die Juli-Gehälter. Vor wenigen Tagen wurden Geschäftsführer Carl-Theodor Remy und die Vertriebschefin gefeuert, der Prinz führe die Firma jetzt selbst.

Mit der Privatisierung des 242 Jahre alten Traditionsunternehmens hatte eigentlich eine Erfolgsgeschichte beginnen sollen. Die Investitionsbank Berlin verkaufte das Unternehmen für rund drei Millionen Euro an den Prinzen von Preußen, die Allgemeine Beamtenkasse finanzierte die Übernahme. KPM wirtschaftete am Rande der Profitabilität, der Export lief wieder an.

Doch schon nach wenigen Wochen stockte das Geschäft: Der Prinz erkrankte, seine Statthalter erwiesen sich als überfordert. Jetzt räumte der neue „Beauftragte des Prinzen“, Hendrik Bremer, dass die KPM neu aufgestellt werden müsse und dass dazu Gespräche mit den Banken geführt würden. Mietschulden belasten die KPM: Die Büros und Produktionsstätten am Tiergarten waren bei früheren Sanierungsbemühungen an eine Tochter der Investitionsbank Berlin verkauft worden. Die will jährlich rund eine Million Euro Miete pro Jahr – bei einem Umsatz von zuletzt etwas mehr als 11 Millionen Euro im selben Zeitraum. Ursprünglich hatte der Prinz die Objekte erwerben wollen. Doch inzwischen werden die Bürohäuser, eine Ofenhalle sowie eine Produktionsstätte im Internet feilgeboten. Ein Szenario für die Sanierung der KPM wäre, die Immobilien an eine Gläubigerbank zu verkaufen. Diese könnte dann die Gebäude an die KPM vermieten – zu einem günstigeren Preis.

Belegschaft und Gewerkschaft fürchten indes, dass die Allgemeine Beamtenkasse den Geldhahn zudrehen könnte. „Wenn die Bank ihre Zusagen weiterhin nicht einhält, dann haben wir ein Problem“, sagt Wolfgang Metschurat, bei der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Beamtenkassenmanager Jörg Woltmann bestätigt zwar, dass es „Diskussionen" um die weitere Entwicklung des Unternehmens gibt, aber von einer „Blockade“ durch sein Haus könne keine Rede sein. „Die KPM soll erhalten bleiben, das ist das oberste Ziel“.

Der Beauftragte des Prinzen sagte, es müsse alles getan werden, „was das Unternehmen entlastet“. Das gelte auch für die Investitionsbank Berlin. Die Förderbank des Landes hält noch eine Minderheitsbeteiligung an der KPM. Die IBB lehnte eine Stellungnahme ab. Volkmar Strauch, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, sagte: „Wir sind der Porzellanmanufaktur als für Berlin wichtiges Unternehmen auf besondere Weise verbunden.“ Um die Arbeitsplätze und die mit der Stadt verbundene Marke KPM zu erhalten, werde „selbstverständlich der Einsatz der üblichen Förderungsinstrumente geprüft“ – sofern die KPM einen Antrag stelle. Nach Informationen des Tagesspiegels sucht KPM nun nach einem neuen Management, das dem Prinzen zur Seite gestellt werden soll.

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