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Massenbewegung. Das Rote Kreuz ist als Logo des größten deutschen Wohlfahrtsverbandes DRK und der größten humanitären Organisation der Welt bekannt. 1800 Freiwillige formten zum Auftakt der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Rotkreuzbewegung vor dem Brandenburger Tor das Symbol. In Berlin hat das DRK etwa 70 000 Fördermitglieder. Foto: AFP

© AFP

Berlin: Der Reiz des Roten

1800 Ehrenamtliche feierten 150 Jahre Rot-Kreuz-Bewegung am Brandenburger Tor – und fühlten sich toll.

Von Weitem sieht es am Pariser Platz aus, als hätten sich Weihnachtsmänner im Datum geirrt. Ein paar Schritte weiter wird klar: Hier stellen sich 1800 Ehrenamtler und Mitarbeiter des Roten Kreuzes aus der Schweiz, Österreich, Belgien und Deutschland zur Feier des Tages in Form ihres Symbols auf. Zum 150. Geburtstag des Roten Kreuzes sollten es 1500 Freiwillige sein, doch es gab 300 mehr Interessenten, auch Jugendliche, Kinder und Rollstuhlfahrer, und absagen wollte man keinem, sagt DRK-Sprecher Rüdiger Kunz. So bekamen immer zehn Leute passend zu den Markierungen am Boden eine farbige Karte, damit die Aufstellung klappt.

„Seid ihr gut drauf?“, brüllt Rolf Zimmermann von der Bergwacht Euskirchen. Die Menge in Rot jubelt, winkt in die Kameras der Fotografen auf dem Kranausleger und macht La Ola. Einige wippen später noch in einer Polonaise vorm Brandenburger Tor. Achim Rüter, von Beruf Finanzkaufmann, im Ehrenamt Schriftführer beim DRK-Ortsverein Lehrte, ist mit seinen Kameraden um sechs Uhr früh losgefahren, und gleich geht es zurück, die Kinder haben ja Schule. Warum der Aufwand? „Ganz einfach“, sagt der 52-Jährige und blättert einem die Bilder der hunderten Helfer auf der Digitalkamera vor. „So ein geiles Gemeinschaftserlebnis gibt Ihnen kein Kegelverein.“ Jetzt feuert wieder der Mann von der Bergwacht alle an. Ihm macht es „irre Spaß, mit Menschen zusammen zu sein, die was bewegen wollen“. Touristen holen ihre Kameras raus. Allein in Berlin engagieren sich 1500 Ehrenamtliche in den Sanitätsbereitschaften wie jetzt bei der Silvesterfeier am Tor. 150 Ehrenamtler sind es bei den Sozial- und Besuchsdiensten sowie 350 je zur Hälfte bei Wasserwacht und Jugendrotkreuz.

Hauptamtlich arbeiten 3500 Menschen in den DRK-Kliniken, zudem gibt es 1000 Beschäftigte beim Landesverband und den Kreisverbänden, in Kitas und Pflegeeinrichtungen und noch 250 beim Generalsekretariat. Eine der Ehrenamtlichen inmitten des riesigen Roten Kreuzes ist Helga Thurmann aus Spandau. Sie steht mit Rotkreuz-Plastiktüte und Gehstock in der Kälte. Frau Thurmann ist 76 Jahre alt und kam schon mit 14 zum DRK. „Ich habe ein Helfersyndrom.“ Sie hat Aus- und Übersiedler betreut, war Sozialarbeiterin, sieht jetzt einmal die Woche nach alten Menschen.

All den Ehrenamtlichen wie ihr und auch den anwesenden Funktionären dankt DRK-Präsident Rudolf Seiters durchs Mikro, sowie den DRK-Botschafterinnen in Rot, den Prominenten Jeanette Biedermann und Jette Joop. Am Rande werden Flugblätter verteilt, wird auch über kritische Themen wie die Insolvenzen in Berlin oder die Rolle des DRK in der Nazizeit diskutiert.

Für Simon Harre aus Teltow zählt die Gegenwart. Er ist 20, hat während eines Schulprojektes beim Blutspendedienst geholfen, ist jetzt als Ehrenamtler beim Kreisverband City bei Konzerten tätig und freut sich über die Promis, die er da trifft. Er macht eine Ausbildung zum Rettungssanitäter – und ist heute: Ordner.

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