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Berlin: Der Ritt über den Wannsee

500 Berliner feierten bei Thomas Gottschalks Außenwette im Strandbad eine Sommerparty

Soll hier ein EiscremeWerbespot gedreht werden? Haben Sonnenhungrige das Strandbad Wannsee besetzt, um ein für alle Mal gegen diesen verdammten Regensommer zu protestieren? Obwohl es an diesem Samstagabend gar nicht notwendig wäre. Die Sonne scheint ja, und zwar mittlerweile mit solch einer abendlichen Intensität, dass alle für die Wolke dankbar sind, die sich ausgerechnet dann vor das himmlische Strahlen schiebt, als die Außenwette von Thomas Gottschalks „Wetten, dass…?“-Sendung beginnen soll. Wäre ja auch zu blöd, dass man davon wegen Blendung nun nichts mehr sehen sollte.

Fast ist es wie in den Party-Jahren 1987/88, als West-Berlin – erst zur 750-Jahr-Feier, dann als Kulturhauptstadt – mit einer endlosen Serie von Partys überschwemmt wurde. Auch am Wannsee fanden sie statt, dann strömten zwar noch mehr hierher als die 500 Besucher dieses Abends, aber draußen auf dem Wasser dümpelten wie jetzt die Yachten, auf denen man von der Seeseite auf das Spektakel schaute, was wir nun hier vom trockenen Ufer aus begucken. Viele räkeln sich im Sand, auch die Strandkörbe sind besetzt, es gibt Bier vom Fass. Die Kameras sind oben auf den Gebäuden postiert. Nett von Gottschalk, dass er noch zu Spenden aufruft für das Bad, damit es endlich saniert werde.

er Held des Wannsee-Abends – ach, wie traurig wird er scheitern – heißt Folkert Wittenberg, und er will Wasserski fahren. Nicht von einem Boot gezogen, das kann ja fast jeder, sondern von 900 Litern Wasser in der Minute geschoben. Darauf muss man erst mal kommen: sich ein Surfbrett auf den Rücken schnallen und von einem Berliner Feuerwehrboot von hinten bespritzen lassen und dabei 30 Sekunden auf den Brettern bleiben.

Erst ließ der Wassersportler – fürwahr kein Hänfling, sondern gut trainiert unterm Neopren-Anzug – sich in traditioneller Manier ziehen, dann ließ er los und die Uhr lief. Für ihn leider nicht lange genug, nach 13 Sekunden war Schluss, irgendwas hatte ihn aus der Balance geworfen, und Wettpartnerin Nadja Auermann setzte wie versprochen in der Waldbühne zum Catwalk durch die steilen Reihen an. Die Zuschauer – das traurige Ende hatten sie still hingenommen – feierten den gefallenen Athleten trotz des nicht beendeten Ritts über den Wannsee stürmisch, als er kurz danach davon eilte, um rasch noch den Hauptaustragungsort Waldbühne zu erreichen. Dann wandten sie sich wieder dem gezapften Bier zu. Die Party hatte doch gerade erst begonnen. Möglich, dass es auch noch einmal, wie vor der Wette zum Aufwärmen, zu La Ola, der Welle aus dem Fußballstadion, kommen würde.

Ja, der Berliner lässt sich, ist er erst mal in Feierlaune, den Spaß nicht vermiesen, trotzt jedem Wetter – die legendäre winterliche Grillwette bei der letzten Gottschalk-Sendung aus Berlin ist unvergessen. Und ebenso wird es wohl auch mit diesem 3. Juli 2004 sein: der Abend, an dem der Sommer kam. ac/AG

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