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Berlin: Der schwarze Raum

VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über das Berliner VolldampfAbitur Der Unterschied zwischen Dampfmaschine und Abitur? Doch, den gab es, aber das war gestern.

VON TAG ZU TAG

Andreas Conrad über

das Berliner VolldampfAbitur

Der Unterschied zwischen Dampfmaschine und Abitur? Doch, den gab es, aber das war gestern. Eine nur scheinbar verwegene Behauptung, deren Wahrheitsgehalt leicht zu beweisen ist. Beginnen wir mit der klassischen Definition: „Wat is ’ne Dampfmaschin? Da stelle mer uns mal janz dumm und sagen, en Dampfmaschin iss ’ne große, runde, schwarze Raum.“ Das leuchtet sogar einem Pfeiffer mit drei f ein, und die Übertragung aufs aktuelle Berliner Schulwesen bereitet ebenfalls keine Mühe. Auch ein Abitur ist hier neuerdings „’ne große, runde, schwarze Raum“, worin die zur Bestätigung der Reife benötigten Formulare spurlos verschwinden. Noch ist die Schuldfrage nicht ganz geklärt, ja, man kann nicht einmal sagen, ob es sich nicht eher um ein ungemein verdienstvolles Versagen handelt. Zwar sind Pennälerfilme etwas aus der Mode gekommen, aber so was ändert sich schnell, und bei einer Neuauflage von „Die Feuerzangenbowle“ oder „Die Lümmel von der letzten Bank“ wäre die aus Papiermangel verschobene Abiturfeier als zwerchfellerschütterndes Detail kaum zu toppen. Die Berliner Schulverwaltung sollte also schleunigst Copyright für den tollen Gag geltend machen, zumal Vorfälle dieser Art sich häufen. Erst kürzlich waren in einer Spandauer Schule die Bundesjugendspiele ausgefallen – mangels Urkunden.

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