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Berlin: Der Senat sagt Ja zum Riesenrad am Zoo

Investor darf Grundstück kaufen – wenn das Abgeordnetenhaus zustimmt. Probleme mit Besucherverkehr sind noch nicht gelöst

Das Riesenrad kommt – und es wird am Zoo gebaut. Der Senat hat gestern dem Verkauf des Grundstücks an der Charlottenburger Hertzallee zugestimmt, auf dem sich das 175 Meter hohe Rad ab 2009 drehen soll. Mit 36 Kabinen für jeweils 40 Passagiere. „Da hat meine Verwaltung an einem großen Rad gedreht“, sagte Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) nach der Kabinettssitzung.

Mit dem Berliner Aussichtsrad werde nicht gefahren, sondern geflogen, verspricht die Baufirma „World Wheel Construction“ im Werbeprospekt. Die künftigen Passagiere erwarte „eine große Abflughalle mit Ticketcounter (voraussichtlich 12 Euro), Lounges, Restaurants, Shopping und Kino“. Bis dahin sind aber noch einige Formalien zu erledigen. Das Abgeordnetenhaus muss dem Kaufvertrag zustimmen. Sarrazin hofft, dass dies noch im Januar geschieht. Immerhin hat das Parlament schon im August 2006 fast einstimmig (bei Enthaltung der Grünen) den Senat aufgefordert, „bei einer positiven Standortentscheidung alle erforderlichen Schritte für eine schnelle Realisierung in die Wege zu leiten“.

Für das Riesenrad muss der Wirtschaftshof des Zoologischen Gartens weichen. Ein Neubau entsteht auf dem Zoogelände, finanziert aus dem Grundstücksverkauf, der 25 Millionen Euro einbringt. Der Zoo macht bei dem Geschäft sogar ein Plus von drei bis vier Millionen Euro. Bis Ende Juni muss der Investor „Great Berlin Wheel“ einen Bauantrag einreichen; die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte sollen zeitgleich einen Bebauungsplan vorlegen.

Vor allem das Verkehrskonzept für die Umgebung des Bahnhofs Zoo ist noch strittig. Charlottenburgs Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) sagte gestern, dass es dazu Gespräche mit dem Investor und dem Bezirksamt Mitte gebe. Vielleicht würden zusätzliche Ampeln notwendig, aber an Verkehrsproblemen werde das vom Bezirk ausdrücklich erwünschte Vorhaben nicht scheitern.

Sobald die Baugenehmigung vorliegt, hat der Betreiber acht Monate Zeit, um alle Bauteile für das Rad anfertigen zu lassen. Parallel dazu wird der neue Zoo- Wirtschaftshof gebaut. Ein mehrstufiges Bürgschaftsverfahren verhindert, dass die Kosten am Land Berlin hängen bleiben, sollte das größte Aussichtsrad Europas ein Pleiteunternehmen werden.

Die Verhandlungen waren, wie Sarrazin sagte, „lang und kompliziert“. Und noch liegt der notwendige städtebauliche Rahmenplan nur als Entwurf vor. Zudem müssen Probleme mit der Technischen Universität gelöst werden. Die TU fürchtet, dass das groß angelegte Projekt ihre eigenen Ansiedlungspläne für Forschungsinstitute und Hightech-Unternehmen gefährdet. Der Finanzsenator rechnet aber nicht mit einer Klage der Universität. Bei der TU selbst hieß es gestern, man wolle sich erst beraten und später äußern.

Trotz der offenen Fragen ist sich der Senat einig, dass das Riesenrad „positive Auswirkungen auf die City West“ haben wird und die „Stadtsilhouette nicht beeinträchtigt“. Bei den Investoren hieß es, das Votum sei erfreulich wie notwendig. Nachdem in den vergangenen Tagen bereits positive Gutachten zum Baugrund sowie zu Lärm und Schattenwurf eingetroffen seien, komme das 120-Millionen-Euro- Projekt wie geplant voran.

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