Berlin: Der Sieg des Igels
VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über die Entdeckung der Langsamkeit Also sprach der Igel zum Hasen: Lass uns einen Lauf machen. Und weil der Hase nur spöttisch lachte, schlug der Igel rasch noch vor, auch seine Freundin, die Schnecke, zum Wettkampf zu bitten.
VON TAG ZU TAG
Andreas Conrad über
die Entdeckung der Langsamkeit
Also sprach der Igel zum Hasen: Lass uns einen Lauf machen. Und weil der Hase nur spöttisch lachte, schlug der Igel rasch noch vor, auch seine Freundin, die Schnecke, zum Wettkampf zu bitten. Da mochte der Hase nicht länger widerstehen. Er hat es bitter bereut. Das war die Kurzfassung des modernen Märchens, das jetzt in Potsdam geschrieben wurde. Die Langversion führte über hunderte von Kilometern von Rostock, Magdeburg und Leipzig in Brandenburgs Landeshauptstadt. Ein riesiges Firmensymbol wurde so auf die Karte gemalt, ein Sternzeichen als Logo einer von MercedesBenz organisierten Oldtimer-Rallye. Daran konnten auch andere Fabrikate teilnehmen, Alter ging allemal vor Schönheit, und mit Schnelligkeit allein war kein Blumentopf zu gewinnen. Denn wie sonst ist die gestern veröffentlichte Siegerliste zu erklären, die an Grimmsche Märchenwelten gemahnt, in denen bekanntlich gern das unterste zuoberst gekehrt wird? Gewiss, die ersten drei Plätze in der Gesamtwertung: Mercedes-Benz. Aber auf Platz 3 der Etappe aus Leipzig: ein Trabant. Und Nr. 1 aus Rostock: ein Wartburg. Fragt sich nur, wer von beiden ist der Igel, wer die Schnecke?
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