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Berlin: Der Sonntagskaufmann

Hans-Rudolf Ullrich schrieb am Bahnhof Zoo Supermarktgeschichte mit revolutionären Öffnungszeiten

Sein Name steht für eine Berliner Institution. Und für eine erfolgreiche Firmengeschichte. HansRudolf Ullrich hat jenen Supermarkt gegründet, den fast jeder in der Stadt kennt, auch wenn er ihn vielleicht nie betreten hat. Aber der Ullrich-Markt unter der Brücke am Bahnhof Zoo ist wegen seiner Lage, aber auch wegen seiner weltstädtischen Öffnungszeiten berühmt. Der Seniorchef und Firmengründer ist nun mit 81 Jahren gestorben.

Auch gestern, am Sonntag, war „Ullrich am Zoo“ wieder bis zum frühen Abend geöffnet. Die unkonventionellen Einkaufszeiten – werktags ist bis 22 Uhr offen – haben den Supermarkt auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht. Hans-Rudolf Ullrich gründete das Geschäft Anfang der sechziger Jahre, eine Zweigstelle an der Wilmersdorfer- Ecke Zillestraße kam in den Siebzigern hinzu. Das jüngste Filialkind, von Sohn Hans-Joachim gegründet, wurde nach der Wende an der Mohren- Ecke Wilhelmstraße in Mitte bezogen. Hier zählt übrigens viel Politprominenz zu den Kunden.

Hauptgeschäft aber ist der Ullrich- Markt am Zoo, nicht eben die schönste Gegend, aber einmalig verkehrsgünstig. Rund 40000 Artikel sind im Angebot, das Getränkesortiment kommt nach Angaben des Juniorchefs gleich nach dem KaDeWe – auch dafür kommen die Kunden oft von weither. Ullrich hat den Ruf, preisgünstig zu sein. Der Firmengründer schaffte es, seine eigene kleine „Berliner Kette“ über Jahrzehnte erfolgreich gegen die Großen der Branche zu behaupten. Mit der rheinischen Hit-Gruppe hat Ullrich eine Einkaufsgemeinschaft gegründet, was dem „kleinen“ Berliner Händler zugute kommt. Viele ehemalige Bonner, die an der Wilhelmstraße in Mitte einkaufen, freuen sich, dass sie auch rheinische Artikel im Sortiment finden.

Vor dem Mauerfall war Ullrich am Bahnhof Zoo auch für Ost-Berliner schon ein Begriff. Erste und letzte große Einkaufsstation im „goldenen Westen“. Ullrich-Einkaufstüten galten als Statussymbol. Aus dem Osten war einst auch Hans-Rudolf Ullrich gekommen. In Schlesien geboren, kam er in den fünfziger Jahren über Potsdam nach Berlin. Ein Schritt, den er nie bereuen sollte.C.v.L.

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