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Berlin: Der Stoiber in Berlin?

... das war die Frage bei der offiziellen Eröffnung des Oktoberfests am Roten Rathaus.

Wie sieht das denn aus? Ein weiß-blauer Kanzlerkandidat wie der Edmund Stoiber darf auf einem bayrischen Oktoberfest in der Hauptstadt einfach nicht fehlen. Da muss man in Wahlkampfzeiten Prioritäten setzen, Herr Wahlkampfmanager Michael Spreng. Und so kam’s auch, dass am Donnerstagabend im Festzelt vor dem Roten Rathaus sich angereiste oder sich in Berlin schon ein wenig integriert habende Exil-Bayern Gedanken darüber gemacht haben, wie ein Herr Stoiber in Berlin ankommt.

Erstens: Ein sehr liberal denkender Ex-Münchner, Berliner Fraktionschef, eher Westerwelle als Möllemann, unterstellt Stoiber, dass er in Berlin schon deshalb nicht akzeptiert wird, weil er angeblich Kamillentee aus Masskrügen trinkt. Das behaupten auch ganz, ganz böse Zungen von den Auftritten des bayrischen Landesvaters beim traditionellen Salvatoranstich auf dem Nockherberg. Und außerdem sei der Stoiber auch im Geiste viel „zu trocken“ und „zu spröde“ für die Berliner.

Zweitens: Der angereiste Sozialdemokrat aus der bayrischen Hauptstadt, Fraktionschef im bayrischen Landtag, sagt doch tatsächlich, dass Edmund Stoiber anders denkt als er spricht. Er sei „programmatisch“ irgendwie schwer festzumachen. Soll er doch sagen, dass die CDU/CSU die unsinnige Ökosteuer oder diese vermaledeite Homoehe abschaffen will: Ja, dann wärs eine „politische Alternative zum Kanzler“, sagt der Sozialdemokrat. Eigenartigerweise findet der auch, dass Herr Stoiber eine „humorlose Art“ hat, „knochentrocken“ sei er und ein „uncooler Stresser“. Die Berliner und OstDeutschen hätten seit der Bayern-Klage gegen den Länderfinanzausgleich ohnehin ein „Grundmisstrauen“ dem Herrn Stoiber gegenüber.

Drittens: Der Bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten. Freilich hat Stoiber in Berlin Chancen. Die Bayern würden zwar ein wenig als Sonderlinge belächelt werden, aber, mei, sie sind halt schon sympathisch... Außerdem ist der Kandidat ein Kandidat mit europäischem Profil. Von wegen hinterwäldlerisch! Edmund Stoiber nehme doch die Menschen in ihrer Befindlichkeit auf. Vor allem, diese Affinitäten zwischen den Bayern und den Preußen: Gesellig sind’s und tolerant. Und das Klischee mit dem zu trockenen Gemüt! Man wählt doch nicht einen „trinkfesten“ Kumpel, sondern einen, der gut regiert. Außerdem trinkt der Stoiber ja, Wein und Bier. Bier aber weniger, weil der Gerstensaft ihn ein wenig müde macht. Das hängt alles mit Selbstdisziplin zusammen. Nein, er ist schon ein guter Kandidat, auch für die Berliner. Grübelt der Staatsminister mit zerfurchter Stirn: Ein bekennender Antialkoholiker, das wäre dann doch schon sehr ungemütlich. Sabine Beikler

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