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Berlin: Der Strand mitten in der Stadt

Beachvolleyball hat Berlin endgültig erobert - rund 5000 Spieler hechten durch die Luft, und das oft bis zum Morgengrauen

Von Henning Kraudzun

Richtig baggern - das kann man nicht nur mit lockeren Sprüchen auf Partys, sondern auch im feinen Quarzsand, beim Beach- Volleyball. Wer dabei die Aufschlagbälle mit beiden Armen perfekt annimmt, sprich: baggert, hat schon die halbe Miete erreicht. Beim Spiel der Zweier-Teams am Netz sind Körpereinsatz, Reaktionsschnelligkeit, eine ausgefeilte Technik und taktisches Denken gefragt - zumindest, wenn man es professionell machen will. Dann pflügen verschwitzte Leiber den Sand um, hechten Spieler durch die Luft und schmettern sich die Bälle um die Ohren.

Beachvolleyball ist endgültig in Berlin angekommen, auf mittlerweile 5000 Spieler wird die Szene geschätzt. Beliebt ist dieser Trendsport deshalb, weil dabei immer ein wenig Strandfeeling aufkommt. In der Stadt sind für den Schlagabtausch im acht mal acht Meter großen Sandkasten eine Vielzahl von Plätzen entstanden. Selbst eine Halle nur für Beachvolleyball existiert bereits, die zweite eröffnet im September. Während viele erst mal üben wollen, ist es für andere bereits ein Fight um Ligapunkte.

Die richtig Guten spielen sogar um Preisgelder. Wie ein Sport-Biotop an der Grenze zu Wedding erscheint die größte Berliner Anlage für Beacher an der Chausseestraße. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Nike- Park kann hier bis in die Nacht gespielt werden, auf einigen Plätzen unter Flutlicht. Zu später Stunde verwandelt sich das Sportareal zudem in einen großen Biergarten, wenn sich die Teams zur Aprés-Sport-Party vor der Bar treffen. „Wenn es richtig warm ist, spielen die Leute hier bis 1 Uhr, manche sogar bis zum Morgengrauen“, sagt Erik Deutschmann vom Beach Mitte e.V.

Vor sechs Jahren hat er zusammen mit zwei Mitstreitern angefangen, den Sand bekam man kostenlos von den Organisatoren der „World Series“ am Alexanderplatz. Mittlerweile erstreckt sich ihre Anlage auf 8000 Quadratmetern. Diese wird nicht nur von „Beachhörnern“ – den Anfängern – und Semiprofis genutzt, sondern auch von Schulklassen und Vereinen. „Vor allem die Turniere sind richtig gut besucht“, sagt Deutschmann. Dafür habe man ein achtstufiges System entwickelt. Bis zu 200 Teams kämpfen dann um Ranglistenpunkte. Während sie die Outdoor-Anlage an der Chausseestraße noch nebenbei betreiben, gingen Deutschmann und seine Kompagnons mit dem Bau einer Beachvolleyball- Halle in Wittenau erstmals ein finanzielles Risiko ein. Auf sechs Feldern, von einer Fußbodenheizung erwärmt, lässt sich auch im Winter baggern.

Gleichsam idyllisch liegt die Anlage des City Beach e.V. auf der Werneuchener Wiese am Volkspark Friedrichshain. Hier werden jedoch weniger die Bälle übers Netz gedroschen, sondern es geht eher gemütlich zu, ohne unbedingten sportlichen Ehrgeiz. Vor sechs Jahren hat Alex Heyer die Volleyballfelder eröffnet, ein Jahr später die Halle in der Nähe. „Zuerst haben hier vor allem Profis gespielt, dadurch sind die Freizeitsportler weggeblieben“, sagt er.

Doch mittlerweile habe Beachvolleyball auch bei ihm an Breitenwirkung gewonnen. „Die Leute wollen sich einfach nach Feierabend ein bisschen bewegen.“

Direkt am Anton-Saefkow-Platz liegt die jüngste größere Beachvolleyball-Anlage, die erst im Juni eröffnet wurde. Buchstäblich ins Wasser fiel bereits die Premiere auf den acht Feldern. „Die Cracks spielen aber auch im Regen, wenn es nicht gerade schüttet“, sagt Jörg Bohn, der zusammen mit seiner Freundin das Sportareal betreibt. Seine Existenz ist dadurch nicht gefährdet, schließlich besitzt er ein funktionierendes Reisebüro. Und mit Investitionen hielt er sich bislang zurück, eine Bar und Flutlicht sind erst für die nächste Saison geplant.

Nur für den Sand musste er tief in die Tasche greifen: „Insgesamt 1100 Tonnen wurden angekarrt, verteilt auf 60 Lastwagen“. Der Lohn für alle Mühen sind die bislang ausgebuchten Plätze. Gebaggert wird bis nach Sonnenuntergang.

Beach Mitte e.V., Chausseestraße 96, Mitte, Infos und Buchungen unter Tel. (0177) 280 6861. Internet: www.beachmitte.de ; City Beach Berlin e.V., Werneuchener Wiese/ Knieprodestraße, Prenzlauer Berg, Tel. (0177) 247 6907; Beach - Lichtenberg, Weißenseer Weg 100, Lichtenberg, Tel. (0178) 327 5885 oder Internet: www.beach-lichtenberg.de

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