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Berlin: Der Tag der offenen Museen

10 000 Besucher kamen in die Berlinische Galerie und am Bode-Museum gab es lange Schlangen

Man kann gar nicht sagen, wo die Begeisterung gestern größer war: in der Berlinischen Galerie oder im Tresorraum des Bode-Museums: „Überwältigend“, „großartig“, „Wahnsinn“ sagten die Besucher hier wie da. Länger anstehen musste man eindeutig vor dem Bode-Museum: drei Stunden, mindestens. 1400 Menschen inspizierten den Tresorraum des Münzkabinetts, der zuletzt 1904 für die Allgemeinheit geöffnet war. Die Schränke, in denen dieses und nur dieses Wochenende über 8000 Münzen zu sehen sind, reihen sich an der 60 Meter langen Tresorwand entlang. Da kam es schnell zum Stau. „Bitte aufrücken“, forderten die Aufseher alle paar Meter. Zeit, um über Münzen von Cäsar zu meditieren, gab es nicht. In höchstens 25 Minuten musste man wieder draußen sein. Da hatten einige ihre Lupen umsonst mitgebracht.

Ein „Jahrhunderterlebnis“ sei es trotzdem, sagten viele Berliner. Am Montag schließen die zehn Zentimeter dicken Stahltüren wieder für lange Zeit. Die frisch polierten Kupferschubladen glänzten in den Lichtkegeln im ansonsten abgedunkelten Raum. So hatte man den Eindruck, in einem kleinen, feinen Schatzkästlein zu sein. „Das ist ein großartiger Raum und eine einzigartige Sammlung“, sagte Richard Peterhänsel, ein Medaillensammler aus Plauen. Er weiß, wovon er spricht, schon als Kind hat ihn sein Vater in numismatische Sammlungen geschleppt. Viel Zeit hatte Peterhänsel gestern aber nicht, noch am Nachmittag reiste er zu einem numismatischen Fachkongress nach Portugal.

Die Berlinische Galerie mit ihren 4600 Quadratmetern konnte tausende Neugierige auf einmal aufnehmen, ohne dass man sich vor den Kunstwerken drängelte. In der ersten Stunde kamen 800, bis um 20 Uhr waren es zehntausend Besucher. Museumsdirektor Jörn Merkert zählte sogar 15000 – die eingeschlossen, die bei Vorbesichtigungen in den vergangenen Tagen da waren. „Ich hatte gedacht, dass wir bis Sonntagabend auf 8000 kommen“, sagte Merkert mit vor Glück gerötetem Gesicht, „dass es heute schon 10000 sind, damit hätte ich nicht gerechnet“. Auch nicht, dass die Garderobe zu klein sein könnte. „Da müssen wir anbauen“, sagte Merkert und packte mit an. Eine Besucherin aus Mitte „konnte es gar nicht abwarten“. Seit Monaten habe sie die Eröffnung in den Zeitungen verfolgt. Nun ist sie begeistert: „So ein luftiges, großartiges Gebäude.“ Frank Iversen sammelt Ausstellungseröffnungen und kam auf seine Kosten: „Am ersten Tag ist es immer so schön belebt.“ Der Estrich-Boden der ehemaligen Fabrikhallen wirkte auf ihn allerdings „etwas improvisiert“.

Ein 28-jähriger Architekt ist gerade von der Schlichtheit angetan, weil dadurch die Kunst erst so richtig wirken könne. Caspar und Matthijs van der Wilk aus Amsterdam, 9 und 14 Jahre alt, gefielen die Figuren des Bildhauers Ed Kienholz, die auf Knopfdruck kunsttheoretisches Kauderwelsch von sich geben. Nach drei Tagen mit den Eltern in Berliner Museen reichte es ihnen dann aber auch.

Der Tresorraum des Bode-Museums (Museumsinsel) ist heute von 10 bis 18 Uhr geöffnet, die Berlinische Galerie (Alte Jakobstraße, Kreuzberg) von 12 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist bei beiden frei.

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