zum Hauptinhalt

Berlin: Der Urwald lichtet sich

Im Botanischen Garten purzeln die Palmen. Sie werden verpflanzt, das Große Tropenhaus wird saniert

Aufgewühlte Erde, freigelegte Wurzeln, ein Radlader, der zwischen Palmen fuhrwerkt: So muss es sein, wenn am Amazonas Regenwald gemeuchelt wird. So ähnlich sieht es jetzt auch im Großen Tropenhaus des Botanischen Gartens aus.

Die Palmen und andere tropische Gewächse – 4000 Exemplare – müssen umgepflanzt werden, weil das Tropenhaus drumherum ab August bis Ende 2008 saniert wird. Die sonst so dichte Vegetation hat sich schon gelichtet. Um die heimatlosen Pflanzen aufzunehmen, wurde ein provisorisches Gewächshaus gebaut, etwa für die 17 Meter hohe kubanische Königspalme. Die kleineren Arten kommen in Anzuchthäuser, wo alle Pflanzen enger zusammenrücken müssen.

Vorsichtiges Umtopfen sei weniger riskant, als die wertvollen Pflanzen am Ort zu lassen und mit Folien abzudecken, sagt Michael Krebs vom Botanischen Garten. Dann fehle ihnen das natürliche Licht. Für den kleinen Umzugstransport aber müssen die Bäume zum Teil zurechtgestutzt werden. Das sieht, sagt der Fachmann, schlimmer aus als es ist. Die Lavastein-Grotte im Tropenhaus trifft es härter: Sie wird erst einmal ganz abgebaut – im „neuen“ Tropenhaus steht sie wieder.

Bis Ende des Monats können die Besucher des Gartens miterleben, wie sich das Große Tropenhaus leert. So wird die wuchtige Stahlkonstruktion mit der eingehängten inneren Glasfassade immer besser sichtbar. Vor 100 Jahren wurde das Bauwerk, noch immer eines der größten freitragenden (stützenlosen) Gewächshäuser der Welt, errichtet. Es steht unter Denkmalschutz – wie der gesamte Botanische Garten, dessen Wahrzeichen es ist. Die Grundsanierung, sagt Michael Krebs, sei dringend notwendig, um das Haus dauerhaft zu erhalten. Die völlig veraltete Technik muss modernisiert werden, das Haus erhält eine innovative Wärmeschutzverglasung, die den Energieverbrauch um mehr als die Hälfte senken kann. Die Stahlkonstruktion wird mit Sandstrahl bearbeitet. Bauherrin ist die – für den Garten zuständige – Freie Universität. Die Sanierung soll 16 Millionen Euro kosten, die EU steuert Geld bei.

So sehr der Urwald auch gekappt ist – in Steglitz wird er garantiert wieder aufgeforstet. C. v. L.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false