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Berlin: Der Vater der Eigentumswohnung

In West-Berlin war er eine Institution. Heute wird der Immobilienmakler Willi Bendzko 65 Jahre alt

Er gilt seit den sechziger Jahren als Berliner Pionier der Eigentumswohnung. Eine West-Berliner Institution, sein Firmenname hat sich eingeprägt, auch die hartnäckigsten Mieter kennen ihn. Willi Bendzko, der so genannte „Vater der Eigentumswohnung“, wird heute 65 Jahre alt. Und damit wird er auch Rentner. „Schrecklich“, sagt Bendzko, und das klingt so bitter, als müsste er fortan zur Miete wohnen.

Rund 3000 Eigentumswohnungen könnten Bendzko-Immobilien sofort verkaufen. Seit der Gründung vor 42 Jahren vermittelten sie rund 40 000 Wohnungen und Grundstücke. Bendzko ist noch immer einer der größten Immobilienmakler Deutschlands, und der Berliner Markt ist noch längst nicht ausgeschöpft, schlappe elf Prozent beträgt die Eigenheimquote, kaum mehr als vor zehn Jahren. „Leisten kann sich jeder eine Eigentumswohnung“, sagt Willi Bendzko, muss bei den Worten aber selbst stutzen. „Fast jeder. Man muss nur damit anfangen“, sagt er dann. „Erst neulich habe ich einen 82-jährigen Käufer gehabt.“ Eine Eigentumswohnung zur sicheren Alterversorgung zu kaufen, sei also gar keine Frage des Geburtsdatums. Erst recht jetzt nicht, wo die Rente längst nicht mehr sicher sei. „Ich kriege meine Rente noch, aber die Jüngeren werden davon nicht leben können.“

Dafür, dass er im Alter gut versorgt ist, hat Bendzko schon früh hart gearbeitet. Kurz vorm Mauerbau 1961 kam er aus Grünheide bei Erkner nach West-Berlin, wurde Elektroingenieur bei Siemens, seine Frau Krankenschwester, sie hatten das erste Kind und wohnten zur Miete. Das Ehepaar brachte es auf brutto 650 Mark im Monat. Ein Zusatzjob musste her. Da bot sich eine kleine Wohnungs- und Zimmervermittlung an. Die wurde nach Feierabend betrieben, ein ganz schöner Stress, und daraus wuchs mit den Jahren ein Makler-Imperium.

1962, als Bendzko anfing, kostete eine Einfamilienhaushälfte im westlichen Berlin nach heutiger Währung 50 000 Euro. In der Stadt habe er die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen populär gemacht, sagt er bei Firmenjubiläen. Lange wurmte ihn der Vorwurf des früheren Bausenators Harry Ristock, der Makler habe mitunter hart am Rande der Legalität gearbeitet. Das „Umwandeln“ von Miet- in Eigentumswohnungen war in den siebziger und achtziger Jahren in der öffentlichen Meinung heftig umstritten. Als Bendzko 1979 unter anderem das Corbusierhaus an der Heerstraße mit mehr als 500 Sozialwohnungen erwarb, gab es viel Zoff mit „Anti-Bendzko-Komitees“. Auch der damalige SPD-Bausenator Wolfgang Nagel war Mitglied in so einem Komitee. Der gebürtige Ostpreuße Bendzko rühmte sich, dass er die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen ohne Kündigungen „konsequent und sauber durchziehen“ könnte. Früher, sagt er, sei er wegen der Privatisierung von Wohnungen beschimpft worden, heute werde der Verkauf von Wohnungen städtischer Gesellschaften gerade gefordert.

Der darbende Berliner Immobilienmarkt, auch die Aufgabe so mancher Hausverwaltung, hat die Zahl von Bendzkos Mitarbeitern von 450 noch vor zwei Jahren auf 340 schrumpfen lassen. Bis auf die Filiale in Hamburg hat er alle Außenstellen geschlossen. Auch die in Erkner, die er vor zwölf Jahren „aus alter Verbundenheit“ eröffnet hat.

„Aufhören als Rentner ist bei mir nicht drin“, sagt Bendzko. Er will im Firmenhaus am Kurfürstendamm weiter am Schreibtisch sitzen. Vor Jahren schon hat er einen Teil der Geschäfte an Sohn Olav abgegeben. Mit Handballspielen will sich Willi Bendzko weiterhin fit halten, beim SC Siemensstadt. „In der Mannschaft bin ich jetzt der Älteste.“ Und damit noch lange jung genug für ein Eigenheim.

Christian van Lessen

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