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Berlin: Der Vater des Schulhofschlägers steht vor Gericht

43-Jähriger muss sich wegen einer Wirtshausprügelei verantworten. Ihm wird Körperverletzung vorgeworfen

Vor drei Wochen hat sich Mohammad J. M. vor einem Gerichtssaal stark gemacht. Für Sawis, einen seiner Söhne, der auf der Anklagebank saß. Da giftete der Vater Journalisten an. „Habt Ihr nichts Besseres zu tun?“, schimpfte er wütend über das Medieninteresse. Sawis ist 16 Jahre alt und bei der Polizei gut bekannt. Wegen 60 Vorfällen ist er dort bereits registriert.

Ein Staatsanwalt meinte nach der ersten Verurteilung von Sawis, der Sohn tue, was der Vater ihm vorlebe. Um ihn, das mutmaßlich schlechte Vorbild, geht es morgen vor dem Amtsgericht Tiergarten.

Sawis’ Vater muss sich wegen Körperverletzung verantworten. Gemeinsam mit seinen Söhnen Sawis und Siamak soll er im Dezember vergangenen Jahres einen jungen Mann in einer Kneipe verprügelt haben. Ein Vorfall, wie er täglich in Berlin passiert. Doch es könnte eine Verhandlung werden, die Aufschluss gibt über die eine oder andere Frage zum Fall Sawis. Ist es der problematische Einfluss des Vaters, der den Sohn zu einem so genannten Intensivtäter werden ließ?

Sawis war im April mit Wut im Bauch auf dem Schulhof der Gustav-Heinemann-Oberschule in Marienfelde aufgetaucht. Er wollte seine Freundin „rächen“: Irene aus der achten Klasse fühlte sich von Melanie aus der zehnten beleidigt. Das Wort „Schlampe“ soll gefallen sein. In der ersten großen Hofpause packte „Besucher“ Sawis Melanie am Arm. Der stellvertretende Schulleiter griff ein. Sawis schlug zu. Insgesamt fünf Lehrer verprügelte er. Nach dieser Prügelorgie erlebte der Bodybuilder Sawis das erste Mal eine deutliche Reaktion der Justiz. Zwei Monate saß er in Untersuchungshaft.

Sein Vater, ein aus dem Iran stammender Ingenieur, richtete eine Internetseite ein. Er bezeichnete die deutsche Justiz als „voreingenommen“ und warf Lehrern Ausländerfeindlichkeit vor. Einen Tag nach der Festnahme seines Sohnes erschien die deutsche Mutter des Jugendlichen in der Heinemann-Oberschule. Man werde die „Sache selbst richten“, wenn Sawis nicht bald aus der Untersuchungshaft entlassen wird, soll sie gedroht haben. Die Polizei wurde eingeschaltet. Uniformierte zeigten in den Wochen nach dem Vorfall Präsenz. Lehrer und Schüler haben bis heute Angst.

„Ihr Söldner“, schrie Sawis Vater den Journalisten zu, die zum Prozess gegen seinen Sohn erschienen waren. Der Prozess selbst war nicht öffentlich. In der Verhandlung gegen Sawis ging es um die Schlägerei auf dem Schulhof, eine Attacke gegen einen Lehrer seiner Schule und die Schlägerei mit Vater und Bruder. Zeugen, die aus dem Gerichtssaal kamen, brachten immer wieder das Elternhaus als Ursache für das gewalttätige Auftreten des Jugendlichen ins Gespräch.

Der 16-Jährige zeigte sich vor dem Jugendschöffengericht geständig. Obwohl sein Vater immer wieder von „Notwehr“ gesprochen hatte. Sawis kam schließlich mit einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten davon. Die Richter verurteilten ihn zudem zu 40 Stunden Freizeitarbeit und zur Teilnahme an einem Anti-Gewalt-Seminar. Mit einem Urteil gegen seinen Vater wird noch am Mittwoch gerechnet.

Kerstin Gehrke

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