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Berlin: Der Verkauf großer Wohnungsgebiete soll forciert werden

Die Wohnungsgesellschaft Gehag, Ende vorigen Jahres zu rund 75 Prozent teilprivatisiert, will den Verkauf großer Wohnungsbestände weiter forcieren, unter anderem 68 Reihenhäuser Am Fischtal und an der Auerhahnbalz veräußern.Erst im Juni hatte die Gehag angekündigt, sich von 640 Einfamilienhäusern in Britz zu trennen.

Die Wohnungsgesellschaft Gehag, Ende vorigen Jahres zu rund 75 Prozent teilprivatisiert, will den Verkauf großer Wohnungsbestände weiter forcieren, unter anderem 68 Reihenhäuser Am Fischtal und an der Auerhahnbalz veräußern.

Erst im Juni hatte die Gehag angekündigt, sich von 640 Einfamilienhäusern in Britz zu trennen. Nun erhielten auch die Mieter in Zehlendorf überraschend Kaufangebote: Ein Reihenhaus mit einem größeren Grundstücksanteil soll beispielsweise 352 000 Mark abzüglich eines Mieternachlasses von zehn Prozent kosten. Das Vorzugsangebot sei bis Ende Oktober befristet und gelte auch bei einem Erwerb durch Angehörige.

Die Reaktion unter den Bewohnern ist geteilt. Viele wollten schon seit langem kaufen, andere - vor allem ältere Leute - möchten Mieter bleiben und fürchten schon die Eigenbedarfsklagen späterer Eigentümer. Einige Mieter werfen der Gehag vor, unsensibel soziale Unsicherheit zu verbreiten. Das Unternehmen sichert zwar Kaufunwilligen den gesetzlich geregelten Kündigungsschutz zu, darüberhinaus werde man bei einem eventuellen Verkauf an Dritte dafür "werben", dass der Käufer während es Mietverhältnisses keinen Eigenbedarf geltend macht. Das Wort "werben" macht etliche Mieter misstrauisch. Sie sehen Warnungen des Mietervereins bestätigt, der nach dem Verkauf der Gehag-Anteile an die RSE AG in Hamburg den vereinbarten Mieterschutz als unzureichend bezeichnet und einen Nachtrag zu den Mietverträgen gefordert hatte.

Gehag-Sprecher Henryk Tabaczynksi sagte, die Befürchtungen der Mieter seien unbegründet, zumal es für den Eigenbedarf von Käufern nach zehn Jahren schon schwerwiegende Gründe geben müsse. Man habe im übrigen aus den Reihen der Bewohner ein sehr starkes Kaufinteresse verspürt, einige hätten sogar Senatoren angeschrieben, um zu erreichen, daß ihre Häuser zum Kauf angeboten werden.

Das Unternehmen hatte in dem Scheiben an die Mieter vor allem den Senatsbeschluss von 1994 erinnert, nach dem Teile des städtischen Wohnungsbestandes privatisiert werden sollen. Man biete bereits jetzt Dienste zur Vermittlung einer geeigneten Finanzierung an, hieß es. Vertragsentwürfe würden vorbereitet, ebenso eine Broschüre über die Denkmalschutz-Auflagen.

Die Gehag-Anteile hatten für 950 Millionen Mark den Eigentümer gewechselt, das Land Berlin hält den Minderheitsanteil. Das Unternehmen verfügt in Berlin über 29 000 Wohnungen.

C. v. L.

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