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DER WINZERORT: DER WINZERORT

Für die Hirten aus Pichelsdorf war die Grenze eindeutig beschrieben. „Bis zu den Weinbergen“ durften sie im 16.

Für die Hirten aus Pichelsdorf war die Grenze eindeutig beschrieben. „Bis zu den Weinbergen“ durften sie im 16. Jahrhundert ihre Schafe treiben, also rund um die Scharfe Lanke bis zu jener Anhöhe, auf der damals Weinstöcke gediehen wie heute am Rhein oder in der Pfalz. Schon 1509 schätzte der Rat der Stadt Spandau die „sonnige Lage“ des Hügels am Nordufer der Bucht und ließ dort die ersten Weingärten anlegen. Sieben Weinmeister wurden angesiedelt, die sich mit der Kunst der Rebenzucht, des Kelterns und der Weinherstellung auskannten. Zu dieser Zeit war das in Berlin und Brandenburg keine Besonderheit: Viele Orte der Region hatten eigene Weinberge.

Heute ist die Anhöhe eine begehrte Villengegend mit Ausblick über die Havel. An die Winzer an der Scharfen Lanke erinnern nur noch die Straßennamen wie Weinmeisterhornweg, Weingartenweg, Küfersteig oder Keltererweg. Der Anbau der Reben war hier im 16. bis 18. Jahrhundert ein harter Job, man musste die kargen märkischen Böden ausgiebig düngen. Die Arbeit der Winzer hatte Kurfürst Joachim Friedrich 1604 genauestens geregelt. Die „Weinmeisterordnung“ legte fest, an welchen Tagen der Boden gedüngt und geharkt, die Weinstöcke gepflanzt, beschnitten und angebunden und die Trauben geerntet werden sollten.

Anfang des 18. Jahrhunderts brachen eisige Winter über die Region herein. Der Frost 1739/40 zerstörte viele Spandauer Weingärten. Die Winzer bauten danach Obst und Gemüse an. Nur an der Scharfen Lanke verschwanden erst Anfang des 19. Jahrhunderts die letzten Weinreben.

Außer in Werder/Havel wird aber auch in Berlin an einigen Hügeln noch Wein angebaut. Der bekannteste Hang liegt an der Kreuzberger Methfesselstraße. Im Rheingau werden die Trauben gekeltert und als „Kreuz-Neroberger“ in Flaschen füllt. Der Bezirk verschenkt den Wein an Gäste und Förderer. Der Tropfen soll sauer, aber trinkbar sein. cs

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