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Berlin: Der Zug für Lehrte ist noch nicht abgefahren

Starke Auftritte brauchen eine angemessene Bühne. Also hatten André Tepper und seine Freunde aus der Realschule Lehrte Süd gestern in den Reichstag eingeladen, um knapp 7000 Unterschriften für die Beibehaltung des ns „Lehrter Bahnhof“ zu übergeben.

Starke Auftritte brauchen eine angemessene Bühne. Also hatten André Tepper und seine Freunde aus der Realschule Lehrte Süd gestern in den Reichstag eingeladen, um knapp 7000 Unterschriften für die Beibehaltung des ns „Lehrter Bahnhof“ zu übergeben. Entgegengenommen haben die Petition die niedersächsische SPD-Bundestagsabgeordnete Monika Ganseforth und ihr vermutlicher Nachfolger Horst Schild. Im Mai hatten die Schüler von der Namensdebatte erfahren und die Unterschriftensammlung in ihrer Heimatstadt gestartet. Auf der Liste stehen nun auch Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) und der Bundeskanzler.

Der Namensstreit entwickelt sich zur Chefsache. Schild warnt vor „möglichen Entscheidungen gegen den Willen einer breiten Bevölkerungsmehrheit“, während der 16-jährige André Tepper in die Fernsehkameras spricht, dass der König von Hannover einst per Kutsche ins 20 Kilometer entfernte Lehrte rumpeln musste, um von dort per Bahn nach Berlin zu reisen. Und das nur, weil Hannover sich vor 130 Jahren zu fein für die Eisenbahn gewesen sei. Etwas abseits sagt die Abgeordnete Ganseforth („Ich habe kein Auto“), dass Lehrte als traditionelle Eisenbahnerstadt um den alten Namen für den neuen Bahnhof kämpfen werde. „Das wird von allen mitgetragen; es gibt einen einstimmigen Ratsbeschluss.“ Die Verwaltung der 45 000-Einwohner-Stadt hat den Schülern auch die Reise nach Berlin bezahlt.

Offenbar ist der Zug für Lehrte noch nicht abgefahren. Denn auch in der gestern beendeten ersten Runde der Bahn-Umfrage unter Berlinern liegt der alte Name vorn. „Der Lehrter Bahnhof führt klar vor Zentral- und Hauptbahnhof“, sagte Bahnsprecher Andreas Fuhrmann gestern nach Auszählung von rund 3000 Einsendungen. Im August soll der Endausscheid starten. Die Bahn will sich, wie berichtet, „nach den Wünschen der Teilnehmer richten“. Auch die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung hat ein Wörtchen mitzureden. Sie will ebenfalls die Endrunde abwarten und auf die Mehrheit hören.

Eine Lehrter Stadträtin hat sich einen schönen Vergleich ausgedacht: „Hildegard Knef hat sich ja auch mal liften lassen, aber immer ihren Namen behalten. So ähnlich ginge das doch jetzt auch mit dem neuen Bahnhof.“

Die Schüler wollen noch drei Wochen lang Unterschriften sammeln. Sie machen weiter, wo sie gestern aufgehört haben: Im Zug zwischen Berlin und Lehrte.Stefan Jacobs

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