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Berlin: Design-Direktorin Silke Claus

„Stadt des Designs“, diesen Ehrentitel hat die Unesco jüngst Berlin verliehen. Auch wenn er ein wenig DDR-Muff ausströmt und wie „Stadt der Möbelindustrie“ klingt, die ehemalige Industriestadt Berlin versammelt heute eine große Zahl von Unternehmen der „Creative Industries“.

„Stadt des Designs“, diesen Ehrentitel hat die Unesco jüngst Berlin verliehen. Auch wenn er ein wenig DDR-Muff ausströmt und wie „Stadt der Möbelindustrie“ klingt, die ehemalige Industriestadt Berlin versammelt heute eine große Zahl von Unternehmen der „Creative Industries“. Eines davon hat vor kurzem nicht nur ein neues attraktives Domizil mit Reichstagsblick bezogen – bisher lag es an der Oberbaumbrücke –, sondern auch einen charmanten und höchst eindrucksvollen neuen Frauen-Kopf erhalten: Der leitet das „new IDZ“, das Internationale Design Zentrum Berlin.

Die Eröffnungsausstellung „gelöst“ lohnt einen Besuch. Mit ihr hat die Direktorin mit der ungewöhnlichen Vita ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Studiert hat die älteste Tochter einer Bankangestellten und eines Feinmechanikers aus Hannover ganz schön nachhaltig. Zunächst Architektur in Braunschweig, dann Psychologie an der TU in Berlin und danach wieder Architektur in Braunschweig, in Austin Texas und in Hannover. Architektur-Theorie hat sie immer interessiert. Ihre Doktorarbeit zum Thema „Kommunikationsorientierte Gebäudegestaltung“ hat sie mit Bravour durchgebracht. Während ihrer vielen Reisen quer durch die Welt hat sie an renommierten Institutionen in Boston, Paris und Barcelona geforscht und gelehrt und in Dubai und Dresden – die gläserne Manufaktur! – auch praktische Architektur „gemacht“.

Die neue Aufgabe in Berlin reizt sie aus zwei Gründen: Design, ist sie überzeugt, sei ein zunehmend entscheidender Wirtschaftsfaktor, und Deutschland und Berlin haben da viel zu bieten. Und dann Berlin als Stand- und Wohnort. Auf- und anregend! Aber sie sieht auch die Risiken. Das IDZ, im Wesentlichen vom Wirtschaftssenat gefördert, war etwas „verstaubt“ und der Etat ist immer mehr geschrumpft. So will und muss sie künftig über Beratung und Aufträge Mittel und Aufmerksamkeit finden.

Die begeisterte Handball- und Fußballspielerin (in der Bezirksliga!) sieht sich durch ihre Erfahrungen im Mittelfeld dafür gut gerüstet. Teamgeist, andere ins Spiel bringen, Kräfte einteilen und der Drang zum Tor – das hat sie gelernt. Ein neugieriger Mensch sei sie, der gerne surft, in den Regenwald reist, die Flüsse in Frankreich runterpaddelt und Brunello in der Toskana liebt. Man ist gespannt, was sie in der „Stadt des Designs“ alles anregt.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

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