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Design in Berlin: Designer aus der Zukunft

Der amerikanische Designer Johny Dar ist nach Berlin gezogen, um für kreative Visionen zu sorgen.

Vor vier Monaten ist Johny Dar mit seiner Galerie und seinem Gefolge aus Amerika nach Berlin gezogen. Denn er hat eine Mission: Allein mit seiner Kreativität will er die Stadt retten. Wer der quirlige Mann mit zotteligen Haaren und hehren Zielen ist, lässt sich schwer festmachen. „Künstler“ titeln viele, „Designer“ nennen ihn andere. Seine Arbeit bewegt sich zwischen avantgardistischen Modekollektionen und kunstvollen Malereien, trotzdem missfallen ihm beide Kategorien. „Ich will nur noch als Trendsetter bezeichnet werden“, fordert Johny Dar. Schließlich ließ sich schon an seinen modischen Anfängen in den 90er Jahren der Stil des folgenden Jahrzehnts ablesen.

Johny Dar begründet das mit seinem Umgang mit Materialien: Kombinationen aus Leder und Denim, Jersey und Seide. Sein großes Talent habe er schon in Kindertagen in Ohio entdeckt. 1997 zog er zum Studium nach Los Angeles. Modedesigner will er trotzdem nicht sein: „Heute kann jeder Designer sein. Befreit mich von dem Titel.“ Mode ist Dar trotzdem wichtig, ihm geht es eher um den psychologischen Aspekt, als darum, „ein Stück Stoff an den Körper anzupassen“.

Tatsächlich: Der menschliche Körper scheint nicht das unumstößliche Ideal zu sein, an dem er sich orientiert. Die aktuelle Kollektion ist von fantastischen Schnittführungen geprägt. Wie eigene Kreaturen legen sich stoffliche Gebilde fast widerwillig um den Körper. T-Shirts mit Drucken seiner Gemälde – nackte Frauenkörper oder psychedelische Musterungen, fallen aber recht tragbar aus.

Momentan gehört seine ganze Aufmerksamkeit einer Frau: Seiner „Queen of Pearls“. In unfassbaren 250 Stunden Handarbeit hat er die Statue über und über mit Perlen besetzt. Der stolze Preis von 927 000 Euro ergibt sich nicht nur aus dem hohen Arbeitseinsatz: „Ich werde keinen Cent heruntergehen, dafür bedeutet mir die Skulptur zu viel.“ Die „Königin der Perlen“ ist nur der Beginn eines Prozesses, aus dem Johny Dars neue Kollektion wachsen soll. „So mache ich es am liebsten: Erst den größten Berg besteigen und dann gemächlich die niedrigeren Gipfel stürmen“, so Dar. Er beginnt mit der Kunst, die er als Baum versteht: An ihm wachsen seine Ideen, die Früchte des Schaffens werden letztendlich die Kleider, Hosen und Röcke.

Das fehle der Berliner Modeszene: Mut zur kreativen Arbeitsweise. „Das wird meine große Herausforderung“, glaubt Johny Dar. „Berlin hat den Städten, in denen viel Geld im Umlauf ist, nur seine Kreativität entgegenzusetzen. Wenn du die von Anfang an limitierst, in der Hoffnung ein größeres Publikum zu erreichen, dann schießt du dir ins Knie.“ Er hat durchaus etwas Missionarisches, wenn er seine Ansichten über Berlin kundtut: „Wenn hier jeder die gleichen einfachen Sachen macht, dann zerstört sich der Wettbewerb schon innerhalb der Stadt selbst, bevor er überhaupt internationale Resonanz erfährt.“

Er selbst will hier was riskieren. Einen Vorgeschmack konnte Berlin schon im letzten Sommer erleben, als Johny Dar mit einer wilden Performance die Berliner Fashion Week schloss. Das war allerdings seine vorerst letzte Schau. Ihm gefalle das Timing der Berliner Fashion Week nicht, weswegen er diese Saison wieder in New York zeigen wird. In Berlin wird er nur eine Party veranstalten. Nicht zur Fashion Week, sondern bewusst erst nach der Pariser Modewoche.

Seine Ideen für dieses Risiko kommen aus der Zukunft, denn nach eigener Aussage lebt Johny Dar in fünf Jahren vor unserer Zeit: „Ich habe Berlin noch nicht aufgegeben. Es braucht einen Visionär, jemanden der Berlin in fünf Jahren erkennen kann. So bin ich. Ich habe Berlin vor fünf Jahren besucht, tief Luft geholt und den Geruch der Stadt für gut befunden.“ Wie Berlin 2020 aussieht? „Sollte ich noch hier sein, wird Berlin die wichtigste Modestadt der Welt sein“, verspricht uns Johny Dar. Manuel Almeida Vergara

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