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Berlin: Design made in Africa

Mark Kwami zeigt Möbel und Accessoires jenseits der Touristenfolklore

„Afrika braucht Vertrauen in sich selbst“, sagt Mark Kwami in seinem Laden in der Elberfelder Straße 25 in Moabit. Sein Laden „made in africa collection“ mit seinen Designermöbeln ist ein kleiner Beitrag dazu. Zwar mag mancher zuletzt an Afrika denken, wenn es um Möbeldesign geht, doch Mark Kwami ist von der Design-Tradition des Kontinents überzeugt. Afrika habe eine reiche Formensprache, und was man heute in den Museen bestaune, seien in erster Linie Gebrauchsgegenstände. Kwami wurde in Berlin geboren, kehrte mit vier Jahren nach Ghana zurück und verbrachte dort seine Schulzeit. Zum Designstudium kam der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen wieder nach Berlin und arbeitete dann für verschiedene Entwicklungshilfeorganisationen als Designberater. Er hatte schnell erkannt, dass mit der Einladung europäischer Designer nach Afrika die dortige Entwicklung nicht unbedingt gefördert werde. „Das hat die Produzenten eher verunsichert und Kunsthandwerk hat leider seine gesellschaftliche Bedeutung in Afrika verloren.“ Für die Berliner Importmesse organisierte er 2001 eine Ausstellung mit 20 Produzenten aus Ghana, die er zuvor beraten hatte, um neue Produkte jenseits der üblichen Touristenwaren zu entwickeln. Zwei weitere Jahre hat er mit Hilfe der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Messe Berlin die Produktentwicklung in Ghana bei ausgewählten Herstellern vorangetrieben. Dann kam der Entschluss zum eigenen Laden, um den Vertrieb der Möbel und Accessoires anzukurbeln. Mit erstaunlichen Ergebnissen.

Einer der herausragenden Designer der Kollektion ist Selassie Tettevie. Der ehemalige Bauingenieur – in Ghana gibt es keine Designausbildung – hat sich der Produktion von Möbeln verschrieben. Holz spielt in Ghana eine große Rolle, doch durch den intensiven Export ist es für Tettevie zu einem kostbaren Rohstoff geworden. Also konstruiert er seine Tische und Stühle aus Stahl, gibt ihnen eine Patina und wickelt um Beine oder Lehnen Seegras, was den Möbeln wiederum ein Stück Authentizität verleiht. So hat der Tisch mit der Glasplatte und dem umwickelten Rahmen einen Touch Afrika, ohne folkloristisch zu wirken. Fast schon ein Klassiker ist sein dreibeiniger Stuhl mit runder Sitzfläche, dessen Beine und Lehne mit Seegras gewickelt sind. Die Lehne mündet in einen dicken Ring aus Holz. Afrikanische und moderne Formensprache gehen eine Synthese ein. Und Tettevie schont die Umwelt.

Das gilt auch für die Handwerker, die die Kerne der Baumstämme, die von der Furnierherstellung übrig geblieben sind, zersägen und daraus skulpturale Hocker schnitzen. Ein Abfallprodukt gewinnt so gestalterische Qualität. Und relativ leicht ist der massiv erscheinende Hocker auch noch. Überraschend auch die Accessoires, ob es die schwere Keramik ist, die 50 ältere Damen in einem Dorf nach uralten Traditionen brennen oder die Kissen, die aus den traditionellen bunten Stoffen Westafrikas genäht werden. Alles ist „Made in Africa“ jenseits der Folklore.

Weiteres im Internet:

www.mia-collection.de

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