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Berlin: Deutsch-amerikanische Beziehungen: Die Körber-Stiftung fördert Konzepte für ehrenamtliches Engagement

Wie kann man Entfremdung in den deutsch-amerikanischen Beziehungen vermeiden? Eine Frage, die in den letzten Jahren bei transatlantischen Veranstaltungen immer wieder nach Visonen verlangte.

Wie kann man Entfremdung in den deutsch-amerikanischen Beziehungen vermeiden? Eine Frage, die in den letzten Jahren bei transatlantischen Veranstaltungen immer wieder nach Visonen verlangte. Gestern morgen konnte man im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt Zeuge werden, wie ein besonders pragmatisches Konzept gefeiert wurde. Die Körber-Stiftung ehrte die Preisträger eines Ideentransfers mit dem Titel USABLE, der künftig fester Bestandteil der Stiftungsarbeit sein soll. Es müssen, wie der Moderator, Wall-Street-Journal-Korrespondent Frederick Kempe, sagte, nicht alle die gleichen Fehler machen. Gute Ideen zum gemeinnützigen Engagement lassen sich abgucken. Das macht die Stiftung mit 31 Flugstipendien und zehn mit jeweils 10 000 Mark dotierten Hauptpreisen möglich.

Die Ideen sollen mit Hilfe der Stiftung erprobt werden, wobei es drei besondere Schwerpunkte gibt. Das sind zum einen Karriere-Zentren an den Hochschulen, die mit ehemaligen Absolventen zusammenarbeiten und konkrete Berufsbegleitung ermöglichen, aber auch so ungewöhnliche Dinge veranstalten wie Tombolas, bei denen Studenten private Zeit mit ihren Professoren gewinnen können. An amerikanischen Hochschulen Studierende dürfen in solchen Zentren für den Rest ihres Lebens Karriereberatung in Anspruch nehmen.

Ein weiterer Schwerpunkt in diesem Jahr ist das Projekt LEAD, das Lobbyarbeit gegen Brustkrebs betreibt. Patientinnen, die sich wissenschaftlich weiterbilden, sollen als kompetente Verhandlungspartnerinnen von Wissenschaftlern und Politikern ernst gemommen werden. Hierzulande wird so eine Krankheit immer noch zu sehr als was Persönliches betrachtet, das man möglichst geheimhalten muss, sagte die Preisträgerin Anke Schmidt aus Potsdam. Als Vorbild nannte sie Nancy Reagan, die viel dafür getan hat, die Krankheit ins Gespräch zu bringen. In den USA erreichte die Patientinnenlobby, dass sich der Etat für Krebsforschung seit 1992 versechsfacht hat. Überwiegend sind es Gelder aus dem Verteidigungsetat.

Dass sich Unternehmen gesellschaftlich engagieren, gehört in den USA zum guten Ton. Manager, die Zeit investieren, um Kindergärten zu renovieren oder Aids-Patienten zu betreuen, sind dort nichts Ungewohntes. Im Gegenteil, die Unternehmen profitieren sogar davon, wie Preisträgerin Ulla Eberhardt aus Köln anhand eines Beispiels erklärte. Eine Marketingmanagerin wird über einen bestimmten Zeitraum einen Tag in der Woche freigestellt, um für ein Obdachlosenzentrum ein Konzept zur Spendenaquirierung zu erstellen. Dabei schafft sie sich neue Netzwerke, die letztlich auch dem Unternehmen zu Gute kommen. Etwa 60 Prozent der innovativen Gedanken, die Mitarbeiter einbringen, kommen von außerhalb des Unternehmens. Durch solche Initiativen gibt es einen Extraschub an Kreativität. Ein anderes Unternehmen benutzte das Konzept, um den Teamgeist unter weit auseinandergestreuten Mitarbeitern zu stärken. Einmal in der Woche trafen die sich, das Firmenlogo auf T-Shirts und Basecaps gedruckt, um gemeinsam einen Krankenhausgarten zu verschönern. "Ganz so", sagt sie, "wird man es hier nicht so bald hinkriegen." Aber vielleicht fast so.

Staatsminister Michael Naumann überreichte die Preise und versuchte, die Wurzeln des noch existierenden Antiamerikanismus zu erklären, um dann dafür zu plädieren, mit den Amerikanern interessiert und neugierig zu leben. Vor diesem Publikum rannte er offene Türen ein.

Grenzgänger waren sie schließlich alle, und das spielte auch im Unterhaltungsteil eine Rolle. Dinglisch, die Mischung aus Deutsch und Englisch, beherrscht die Entertainerin Gayle Tufts perfekt. Sie erntete viel Beifall für ihre Lieder, darunter eines, in dem sie sich entschuldigt für schlechte amerikanische Importe (künstliche Fingernägel, Microwave Cuisine) und denen gute entgegenhält (Cher, Internet).

Der junge Internet-Unternehmer Alexander Straub, unterwegs in der ganzen Welt, praktiziert den Geist, der dort beschworen wurde, bereits. Seine Visitenkarte zeigt eine New Yorker Adresse, die Handy-Nummer die Vorwahl von Deutschland. Im letzten Jahr war er noch Preisträger, dieses Jahr trat er bereits als Stifter des mit 10 000 Mark dotierten Internet-Preises auf die Bühne. Vielleicht machen am Ende globale Gebräuche aller Entfremdung ein Ende.

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