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Berlin: Deutsch lernen statt Ferien machen

In Sommercamps bekommen Migrantenkinder Sprachunterricht

„Wenn ich kein Deutsch kann, fühle ich mich allein. Alle lachen mich aus und ich fange an zu weinen.“ Fatih-Said Yazici stehen die Schweißperlen auf der Stirn, als er sein Gedicht vorträgt. Der 14-Jährige geht trotz Ferien zur Schule – und zwar freiwillig.

Fatih-Said besucht ein Sommercamp, in dem Schüler ausländischer Herkunft Deutsch lernen. Gestern schaute Bildungssenator Klaus Böger (SPD) den Teilnehmern im Kreuzberger Kulturzentrum Gelbe Villa über die Schulter. „Sprache ist der Schlüssel zu beruflichem Erfolg. Dieses Projekt fördert die Integration durch Bildung“, sagte Böger. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Mercator bietet die Bildungsverwaltung dieses Jahr dafür erstmalig die Sommercamps an. Die Stiftung unterstützt bundesweit Förderunterricht. Insgesamt stehen wissbegierigen Jugendlichen in diesem Sommer drei Camps offen. In Zukunft sollen weitere folgen: „Ich möchte, dass diese Förderungsmöglichkeit weiter ausgebaut wird“, sagte Böger.

Der Sprach-Workshop in Kreuzberg läuft bereits seit dem 10. Juli. Hier lernen insgesamt 19 Schüler in drei Gruppen. Jeweils ein Student leitet den Kurs, in dem Jugendliche von 14 bis 16 Jahren ihre Übungsaufgaben machen. Zwei Wochen lang stehen vormittags Sprachförderung auf dem Programm, nachmittags Streetdance und Keramikwerkstatt. Deutsch üben die Schüler nach einem Konzept der Erziehungswissenschaftlerin Heidi Rösch: „Es geht nicht darum, Vokabeln zu pauken, sondern praxisnah zu lernen.“ Wie man Verben konjugiert oder wann man welche Präposition benutzt, trainieren die Jugendlichen, indem sie selbst schreiben. Sie texten Geschichten zu Bildern auf Postkarten oder dichten zu einem bestimmten Thema. Anschließend sprechen sie gemeinsam über ihre Texte und analysieren die Grammatik. „Die Schüler machen Fortschritte, weil sie sich die Sprache aktiv aneignen“, sagt Heidi Rösch von der Technischen Universität Berlin.

Dass sie für den Kurs ihre Ferienzeit opfern, stört die Jugendlichen nicht. „Ich wurde anfangs von meinen Eltern gezwungen. Mittlerweile finde ich den Kurs toll, weil ich viel lernen konnte“, sagt beispielsweise Duc Phnoc Trinh. Und jetzt ist der 15-Jährige schon fast traurig, dass heute sein letzter Tag im Sommercamp ist. lga

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