zum Hauptinhalt

Deutsche-Bank-Ausstellung in Berlin: Hobbymaler können ihre Bilder ausstellen

Picasso, das bin ich: Hunderte Künstler stehen am Wochenende Schlange, um ihre Werke in der neuen Kunsthalle auszustellen. Damit hatte niemand von der Kunsthalle der Deutschen Bank gerechnet.

„Huch, wo ist denn das Ende der Schlange?“, fragt einer, der sich anstellen will. „Da lauft ihr jetzt zweimal um die Ecke bis zur St.-Hedwigs-Kathedrale“, erklärt der Türsteher den Neuankömmlingen an der neuen Kunsthalle in der Charlottenstraße. Das ist etwa ein Kilometer weit weg. Diesmal ist es keine Ausstellung, die Menschen in Scharen zum Museum treibt – schließlich eröffnet die neue Kunsthalle der Deutschen Bank erst am 18. April mit der Ausstellung des iranischen Küntlers Imran Qureshi. Nein, das sind die Künstler selbst, die hier gern ausstellen möchten. Immer mehr von ihnen kommen, mit immer mehr Bildern unter ihren Armen.

Gegen Freitagmittag bilden sich bei Friedhelm Hütte die ersten Schweißperlen auf der Stirn. Stündlich werden es mehr Künstler, mehr Bilder. Was tun? Mit so viel Andrang hatte der Leiter der Kunstabteilung der Deutschen Bank nicht gerechnet. Als Eröffnungsaktion der neuen Kunsthalle hat sich der Abteilungschef etwas einfallen lassen: Eine Ausstellung, bei der jeder mitmachen darf. Ob Künstler oder Hobbymaler, jeder, kann eine Arbeit einreichen mit der Gewissheit: Sie wird ausgestellt, kostenlos, wenn auch nur für 24 Stunden. Einzige Voraussetzungen: Man muss sie aufhängen können und das Bild darf nicht größer als zwei mal zwei Meter sein. Die eingereichten Gemälde, Papierarbeiten und Fotografien werden dann von Montag, 12 Uhr, durchgehend bis Dienstag, 12 Uhr, in der Charlottenstraße 37 in Mitte präsentiert.

Oliver Peters trägt ein großes Schwarzweißfoto mit goldenem Rahmen unterm Arm, seit 9 Uhr steht er sich die Füße platt. Peters fotografiert seit sieben Jahren, für eine Ausstellung hat es bislang nicht gereicht. Das hier ist seine Chance, dafür hat er sogar aufs Frühstück verzichtet. Zum Glück gibt’s in der Schlange wenigstens Kaffee und Schokolade, es ist ja schließlich noch kalt. Für Süßes hat der 27-Jährige aber gerade keinen Kopf, lieber träumt er vom aufgepimpten Lebenslauf. „Es macht sich bestimmt gut, wenn ich schreiben kann, dass ich hier ausgestellt habe.“ Da ist er offenbar nicht der Einzige.

„Macht Kunst“ lautet der Titel der Ausstellung – was jeder darunter versteht, lässt sich Anfang nächster Woche bestaunen. Bis zur Eröffnung ist es aber noch ein weiter Weg. Bis Sonntag müssen die ganzen Werke aufgenommen und vermerkt werden. Bei diesem Andrang gar nicht so einfach. Vor allem, da hinter jedem Bild schließlich auch ein Künstler steckt, der sein Bild nach der Ausstellung auch wiederhaben möchte.

344 Werke passen in die neue Kunsthalle, kuschelig eng werden sie aufgehängt, Friedhelm Hütte spricht von einer Petersburger Hängung. Heißt: Die Bilder hängen dicht an dicht, kein Meter dazwischen, bis zur Decke hoch.

Den Künstlern ist das offenbar egal, Hauptsache ihr Bild hängt! Aber als Extraanreiz gibt es ja auch noch etwas zu gewinnen. Der Publikumsliebling bekommt ein einjähriges Atelierstipendium, dotiert mit 500 Euro. Und die drei Künstler, die eine Fachjury überzeugen, kriegen eine zweiwöchige Einzelausstellung in der Bank.

Wenn Oliver Peters Glück hat, kann er also zwei Bankausstellungen in seinem Lebenslauf verbuchen. Während er sich freut, bilden sich wieder neue Schweißperlen auf der Stirn von Herrn Hütte. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Künstler kommen“, sagt Hütte noch einmal und schüttelt den Kopf. Die polnische Künstlerin Grazyna Zarebska ist darüber empört: „Herr Hütte denkt wohl, wir Künstler seien verschlafen. So eine Chance lassen wir uns doch nicht entgehen!“ Zarebska trägt eine Leinwand unter dem Arm, die gerade noch an der Größengrenze vorbeischrabbt.

Doch Friedhelm Hütte ist schon wieder auf und davon, er sucht das Ende der Schlange. Es gibt nämlich gute Nachrichten: Obwohl bereits um 13 Uhr die 344 Bilder eingereicht waren, dürfen trotzdem noch alle anderen abgeben. Es soll eine zweite Ausstellung geben, in zwei Wochen, am Gallery Weekend. Wo und wann genau, kann Hütte allerdings erst am Sonntag sagen, wenn um 19 Uhr die Frist für die Bilderabgabe endet. Es sollte jedenfalls eine große Halle sein: Denn allein am Freitag wurden rund 1000 Werke abgegeben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false