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Die Mauerparty am 9. November 1989. Nicht jeder 9. November lässt sich so schön feiern.

© dpa

Deutsche Geschichte: Der 9. November-Blues

Geburtstag zu feiern am 9. November, ist kein Spaß. Historisch übersättigt, droht bald das Ableben dieses Datums und eine Lücke im Kalender. Eine Glosse

Der 9. November ist ein Schwergewicht, überladen mit Geschichte: Republikausrufung 1918, Pogromnacht 1938, Mauerfall 1989 usw. Wer heute seinen Geburtstag feiert, ist nicht zu beneiden. Alle wichtigen Gäste sind den Tag über mit Gedenken und Erinnern beschäftigt und abends für eine krachende Party nicht mehr zu gebrauchen.

Frank Henkel zum Beispiel, Innensenator, bezeichnet den 9. November als „Schicksalsdatum“ und ruft dazu auf, „die Erinnerung an die wechselvollen Ereignisse, die diesen Tag für Deutschland prägen, gleichermaßen wachzuhalten“. Ramona Pop, Grünen-Fraktionschefin, kommt schon eher infrage. Sie blendet die dunkle Seite des 9. November einfach aus, erinnert sich nur an den Mauerfall, diesen „Glücksmoment der Geschichte“.

Die Vera-Partei feiert heute 1. Geburtstag

Zur lockeren Prösterchenrunde mit Absturzoption eignet sich auf jeden Fall Martin Wittau, Sprecher der Vera-Partei. Er feiert heute selber Geburtstag, den ersten seiner Partei nämlich. Glückwunsch! Schon mal ein mutiger Schritt, am 9. November in die deutsche Geschichte einzutreten, ganz freiwillig.

Blöd aber für den termingesättigten, übergewichtigen 9. November. Könnte durchaus sein, dass er das nächste Jahrhundert nicht mehr erlebt, eines Tages einfach mausetot aus dem Kalender rutscht. Dann ließe sich die Lücke zwischen 8. und 10. November elegant überspringen. Die Gedenktermine und Geburtstagskinder verteilen wir gleichmäßig auf die umliegenden Tage. Damit wäre allen geholfen.

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