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Die Deutsche Oper in Charlottenburg (Aufnahme von 2016).

© Paul Zinken/dpa

Deutsche Oper Berlin: Weitere Vorstellungen wegen Wasserschaden abgesagt

Mittlerweile ermittelt die Polizei wegen Sachbeschädigung. Dabei muss eine Oper unter Wasser nicht immer ungewollt sein...

Alles Gute kommt von oben? Von wegen: Ein möglicherweise technischer Defekt der Sprinkleranlage an Heiligabend hat der Deutschen Oper das Weihnachtsgeschäft verhagelt. Durch den Wasserschaden auf der Bühne wurden sowohl die Beleuchtungstechnik als auch die Kommunikations- und Datentechnik in Mitleidenschaft gezogen.

Darum mussten sowohl die beiden Vorstellungen des „Nussknackers“ am 25. Dezember abgesagt werden sowie von Gioacchino Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“ am 26. Dezember und der Matinee „Welcome to Town“ der Ballettschule des Staatsballetts am 27. Dezember. Auch die "Zauberflöte" am Mittwochabend fällt aus. Der Vorverkauf für die Vorstellungen bis zum 31. Dezember ist derzeit ausgesetzt. Ob und wie es in den nächsten Tagen weitergeht, soll am Mittwoch entschieden werden, wenn weitere Experten ins Haus kommen. Auf der Website des Hauses will man so aktuell wie möglich informieren, Tickets können umgetauscht werden oder werden erstattet.

Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung

Immerhin hatte die Deutsche Oper Glück im Unglück: Durch den Wasserschaden wurden keine Dekorationen beschädigt. Nachdem die Feuerwehr das Wasser von der Bühne abgepumpt hatte, begannen am Montag bereits die Fachleute mit der Ursachenforschung.

Laut Polizei wird derzeit auch „wegen Sachbeschädigung ermittelt“. Deshalb sei nicht auszuschließen, „dass da etwas Mutwilliges passiert ist“. Wer die Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet hat, konnte die Sprecherin der Polizei nicht sagen. Auch über die Ursache des Schadens gibt es derzeit noch keine Erkenntnisse. Es kann sich genauso gut um einen technischen Defekt gehandelt haben.

Die Leiterin des Pressebüros der Oper, Kirsten Hehmeyer, sagte, bei dem Vorfall sei eine enorme Wassermenge heruntergekommen und großer Schaden entstanden. Auch die Beleuchtung wurde in Mitleidenschaft gezogen. Verletzt wurde niemand.

Feuerwehr: "Wir haben versucht zu retten, was zu retten ist“

Alarmiert wurden Feuerwehr und Polizei nahezu gleichzeitig über eine Brandmeldeanlage in der Oper sowie über den Hausmeister des Musikhauses.

Bei der Feuerwehr ging der Alarm um 8.24 Uhr ein. Bei einer solchen Benachrichtigung ist für die Feuerwehr allerdings nicht erkennbar, ob es sich um einen Brand oder, wie im Fall Deutsche Oper, um einen Wasserschaden handelt. Da die Feuerwehr erstmal von einem Brand ausgehen musste, rückte sie mit vier Lösch- und zwei Führungsfahrzeugen sowie mit insgesamt 40 Mann aus.

Als klar war, dass es sich um einen Wasserschaden handelte, wurde das Personal reduziert. „Wir haben dann versucht zu retten, was noch zu retten ist“, sagte ein Mitarbeiter der Feuerwehr. Im Klartext: Die Feuerwehr pumpte so viel Wasser ab wie möglich.

„Das geht aber nur bis zu einem bestimmten Wasserniveau. Danach greifen die Pumpen nicht mehr.“ Dieses Niveau ist erreicht, wenn das Wasser nur noch knöcheltief steht. „Danach muss sich der Eigentümer um das restliche Wasser kümmern“, sagte der Mitarbeiter. In welcher Form und in welcher Höhe die Versicherung einspringt, ließ sich über die Weihnachtstage nicht klären.

Oper unter Wasser - Zwischen Super-Gau und Inszenierung

Oper unter Wasser, das klingt nach Havarie, nach Super-Gau im Musiktheater. Ist es aber nicht immer. Oper unter Wasser gibt’s auch mit Bedacht und unter prominenter Regie: So eröffnete Sasha Waltz ihre „Dido und Aeneas“-Inszenierung an der Staatsoper 2005 mit einer Choreografie im Wassertank.

Fotoprobe zu "Der Nussknacker". Zwei Vorstellungen des Stücks in der Deutschen Oper mussten nun absagt werden.
Fotoprobe zu "Der Nussknacker". Zwei Vorstellungen des Stücks in der Deutschen Oper mussten nun absagt werden.

© Imago/Martin Müller

In Bayreuth setzte Peter Hall anno 1983 Wagner unter Wasser: die Rheintöchter schwammen und sangen im 29-Grad-Aquarium, während ein riesiger Spiegel über der Bühne das „Rheingold“-Szenario in die Senkrechte kippte. Neuerdings experimentiert das Ensemble „Aquasonic“ sogar mit echtem Unterwasser-Gesang, samt Schlagzeug und Geige.

Wie verheerend die Folgen einer unfreiwillig ausgelösten Sprinkleranlage für ein Theater sein können, musste jedoch die Staatsoperette Dresden im Oktober erleben. Bei einer Routineprüfung hatte ein externer Techniker versehentlich einen falschen Knopf gedrückt: Binnen Sekunden ergossen sich 16 000 Liter Wasser auf die Bühne.

Dabei entstand ein Sachschaden in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Allein die Neuverlegung des aufgequollenen Holzbodens schlug mit 600 000 Euro zu Buche. Wochenlang musste die Staatsoperette anschließend geschlossen werden. Seit vier Wochen ist zumindest ein Notbetrieb möglich, erst Anfang Februar aber kann der Spielbetrieb wieder voll losgehen. Intendant Wolfgang Schaller rechnet mit Einnahmeverlusten von fast einer halben Million Euro.

2005 hatte ein Feuer in einem Nebengebäude Teile der Kulissen und Requisiten beschädigt und die so genannte „Rüstkammer“ der Oper zerstört, Ritterrüstungen, Schwerter und Gewehre verbrannten. Der Brand hatte damals allerdings keine Auswirkungen auf den Spielbetrieb.

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