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Regisseurin Maren Ade (links) und Schauspielerin Sandra Hüller freuen sich.

©  Britta Pedersen/dpa

Deutscher Filmpreis: "Toni Erdmann" gewinnt die Lola als bester Film

In 19 Kategorien wurde der Deutsche Filmpreis am Freitagabend verliehen. Großer Gewinner war der Film „Toni Erdmann“, der insgesamt sechs Lolas gewann.

Na bitte, wussten wir doch immer, dass der Oscar gar nicht so toll ist, wie alle immer glauben. Jedenfalls was die Haltbarkeit betrifft. Der Oscar, den das Filmtechnik-Unternehmen Arri für seine famose Kamera Arriflex bekommen hatte – und das ist erst zwei Monate her – musste jedenfalls schon repariert werden. Hat einer der Geschäftsführer am Freitagabend bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises in der zum Galatheater umgestalteten Halle des Messegeländes am Funkturm verraten. Und natürlich der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die Lola länger hält. Die hat das traditionsreiche Unternehmen nun auch noch bekommen – als Ehrenpreis für all die technischen Innovationen und die prima Zusammenarbeit mit den Filmemachern und -macherinnen.

Ein abwechslungsreicher Abend, das muss man schon zugeben. Klar, die üblichen drögen Momente fehlten nicht. Die Lobesreden waren nicht immer die spritzigsten; und man sollte vielleicht doch daran denken, den Preisträgern nur eine begrenzte Menge von Danksagungen zuzubilligen. Obwohl dann Fritzi Haberlandt vielleicht nicht ihren Vater gegrüßt hätte, von dem sie die Nase geerbt habe. Ja, auch das hat man gestern erfahren.

Michael Moore kam per Satellit

Auch sonst war der Abend mit Überraschungen ziemlich gut bestückt. Wann hat man das schon mal erlebt bei solch einer Lola-Gala, dass der für die beste männliche Hauptrolle auserkorene Schauspieler gleich als erster verkündet wird, dann aber gar nicht anwesend ist, sondern sich per Satellit von einem französischen Schiff, offenbar irgendwo auf einem Ozean, meldet, auf dem er gerade dreht. Und dann seiner Freude auch nur gedämpft Ausdruck verleihen kann, weil eben gerade nebenan die Kamera läuft. Nun, Peter Simonischek alias Toni Erdmann wurde diese gleich doppelte Ehrung zuteil, gefreut hat er sich mächtig, das war trotz kleinerer technischer Störungen deutlich erkennbar.

Später wurde noch einmal ein Satellit - der Qualität nach derselbe – bemüht, für eine weitere Überraschung aus Übersee. Michael Moore, US-Dokumentarist und mit einem hoffentlich intakten Oscar ausgestattet, wurde aus den USA zugeschaltet, um die Laudatio für die nominierten Dokumentarfilme zu halten, brachte darin sogar ein Trump-Witzchen unter.

Laudatio via Liveschalte: Der Dokumentarfilmer Michael Moore.
Laudatio via Liveschalte: Der Dokumentarfilmer Michael Moore.

© dpa

Klar, die Super-Lola, der Preis für den besten Film in Gold, ging an „Toni Erdmann“, der Regiepreis an dessen Regisseurin Maren Ade und der für die beste weibliche Hauptrolle an Sandra Hüller. Unwahrscheinlich, dass dabei einer der Preisträger Kaugummi gekaut hat, es war jedenfalls nicht zu sehen. Georg Friedrich, als bester männlicher Nebendarsteller für seinen Auftritt in „Wild“ prämiert, dagegen kann offenbar nicht davon lassen, verzichtete diesmal immerhin darauf, die Lola – wie bei der Berlinale den Silbernen Bären – mit seinem Genussmittel zu verzieren. Und er hielt die mit Abstand kürzeste Dankesrede, wofür man nur dankbar sein kann angesichts anderer ausschweifender Danksagungen.

Gesungen wurde auch

Weitere Überraschungen gefällig? Nun, dass ausgerechnet Til Schweiger die Laudatio auf den Kassenschlager der Saison, „Willkommen bei den Hartmanns“, halten durfte, hatte schon was. Die Zeiten sind noch gar nicht so lange her, dass solche Hits, die aber vielleicht nicht immer die Kriterien hoher Kunst erfüllen, bei der Lola keine Chance hatten. Auch Schweiger war davon wiederholt betroffen und hat sich dann ziemlich offenkundig geärgert – na egal, vergeben, vergessen und längst korrigiert.

Gesungen wurde übrigens auch, gegen Ende der Gala von Katja Riemann, vorher schon von Jasmin Tabatabai, die ihr Debüt als Moderatorin des Preises ganz wacker absolvierte, vielleicht etwas zu ernsthaft, eine Prise Humor wäre nicht schlecht gewesen. Natürlich nicht bei ihrem Lied „Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt“, Begleitung zu den auf der Leinwand vorüberziehenden Fotos der Toten des vergangenen Jahres, Volker Baer beispielsweise, jahrzehntelanger Filmkritiker des Tagesspiegels, oder Kameramann Michael Ballhaus. Dessen Beerdigung an diesem Sonnabend dürfte mancher der Gala-Gäste beiwohnen.

Die Preisträger

Spielfilm Gold: „Toni Erdmann“

Spielfilm (Silber): „24 Wochen“

Spielfilm (Bronze): „Wild“

Regie: Maren Ade („Toni Erdmann“)

Drehbuch: Maren Ade („Toni Erdmann“)

Weibliche Hauptrolle: Sandra Hüller („Toni Erdmann“)

Männliche Hauptrolle: Peter Simonischek („Toni Erdmann“)

Weibliche Nebenrolle: Fritzi Haberlandt („Nebel im August“)

Männliche Nebenrolle: Georg Friedrich („Wild“)

Kamera: Reinhold Vorschneider („Wild“)

Schnitt: Heike Parplies („Toni Erdmann“)

Szenenbild: Tim Pannen („Paula“)

Kostümbild: Frauke Firl („Paula“)

Maskenbild: Kathi Kullack („Das kalte Herz“)

Filmmusik: Oli Biehler („Das kalte Herz“)

Tongestaltung: Rainer Heesch, Martin Steyer, Christoph Schilling, Lars Ginzel („Wild“)

Dokumentarfilm: „Cahier Africain“

Kinderfilm: „Auf Augenhöhe“

Ehrenpreis: Monika Schindler

Besucherstärkster Film: („Willkommen bei den Hartmanns“)

Technische Innovation: Arri

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