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Berlin: Deutscher Humor, über den Britannien lacht

Der Neuköllner Komiker Otto Kuhnle ist in London bekannter als hierzulande Jetzt lädt er aber auch in Berlin wieder in den „Kitsch und Kacke Klub“.

Der Komiker Otto Kuhnle hat ein großes Mundwerk, und er nutzt es, um auf der Bühne Tischtennisbälle darin zu verstauen. Nach sieben Jahren Dauertour sind Kuhnles Kaspereien jetzt wieder live in Berlin zu sehen: in der monatlich sowohl in Mitte als auch in Schöneberg über Kleinkunstbühnen gehenden Neuauflage der Show „Kitsch und Kacke Klub“.

Otto Kuhnle ist 54, Familienvater, geboren in Schwäbisch-Gmünd, hat ein Musikstudium abgebrochen und ist seit Ende der Siebziger im komischen Fach aktiv. Berlin hat ihn darin seit 1982 mit Orten wie der Ufa-Fabrik, der Zirkusschule „Etage“ und dem alten Tempodrom sozialisiert. Nach dem Mauerfall hat er sich in der Weserstraße in Neukölln niedergelassen. Da sitzt er nun in einem frisch aus dem Boden geschossenen Szenecafé, in dem es außer Croissants mit Ziegenkäse und Rucola auch ein kapitalismuskritisches Buch des Wirts an der Theke zu kaufen gibt. Der Mann ahnt ja nicht, wen er da auf seinen Flohmarktmöbeln hocken hat. Otto Kuhnle, seines Zeichens Diplom-Artist, Quatschmacher, Multi-Instrumentalist und Fernsehcomedian, ist nämlich in London viel bekannter als hier – zumindest beim humoraffinen Kleinkunstpublikum. Seit 1994 tritt er regelmäßig dort oder auch in Australien auf. „Als erster deutscher Komiker überhaupt“, sagt er.

Zimperlich darf er allerdings nicht sein. In London wird gern mal freundlich mit erhobenem rechtem Arm aus dem Publikum gegrüßt, erzählt Kuhnle. Und dass er am Anfang den britischen Humor nicht kannte. Mit übertriebenem Schauspielern, Kostümieren und Mitmachnummern machte er alles falsch gegenüber den Briten, die Körperkontakt mit Fremden gern vermeiden. Dabei sei „Keep it simple“ für einen Humoristen einfach die beste Maxime. Was war sein erster Witz auf einer britischen Bühne? „Hello, my name is Otto Kuhnle and I am a German Comedian.“ Er fletscht erheitert die Zähne. Und wie unterscheidet sich der britische vom deutschen Humor? „Dort hat er einen anderen sozialen Status, wer Chef werden will, muss Witze machen können, sonst kommt er nicht in eine Führungsposition.“ Das sei in Deutschland eher andersherum.

Kuhnle ist in England nicht nur solo, sondern auf der Bühne und in Radiosendungen auch als Duo mit dem in London lebenden Comedian Henning Wehn zu erleben. Der pflegt im Gegensatz zum auf Nonsens spezialisierten Körperkomiker Kuhnle den scharfen Wortwitz mit der einen oder anderen Nazi-Sottise. Seit Jahren überzeugen die beiden als Herr Wehn, der Botschafter des deutschen Humors, und Herr Kuhnle, der deutsche Jodelmeister, die Tommys davon, dass die Krauts doch Humor haben. „1000 Years of German Humour“ heißt ihr letztes, jenseits des Ärmelkanals gefeiertes Programm. Der Titel klingt bekannt. Es sind zwei Anspielung in einem, einmal die ans Tausendjährige Reich, das bekanntlich deutlich kürzer ausfiel, als von den Nazis erwartet. Und außerdem an einen britischen Uraltwitz: „Wie heißt das dünnste Buch der Welt? Na, 1000 Jahre deutscher Humor.“

In der Show fährt Kuhnle von der Lederhose bis zu einem zum Dudelsack hochgetunten Gartenzwerg gängige Deutschen-Stereotype auf und treibt sein absurdes Spiel damit. Er spielt Bach auf der Querflöte und verliert die Hose, singt Arien aus „Carmen“ und klettert im Publikum umher, spielt ein Alphorn aus Baumarktteilen und ähnlichen Blödsinn.

Im Kitsch und Kacke Club wird er dabei von wechselnden Comedians und seiner mal zwei-, mal mehrköpfigen Showband Berlin Toyboys unterstützt. Diese gerne auf Kinderinstrumenten musizierende Formation hat bereits im vergangenen Jahr großes Aufsehen erregt. Da haben die Toyboys Martin Betz und Otto Kuhnle, die sich einen Hinterhausgarten in der Weserstraße teilen, nämlich den beliebten Wettbewerb “Unser Lied für Neukölln“ gewonnen. „Neukölln ist auf Scheiße aufgebaut“, heißt ihr Liebeslied auf den aufstrebenden Agrarbezirk.

Kitsch und Kacke Klub: Mittwoch, 21. März, im Kookaburra Comedy Club, 20.30 Uhr, 10 Euro. Donnerstag, 22. März im Theater O-Ton-Art, 19.30 Uhr, 13,20 Euro. Infos: www.ottokuhnle.de

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