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Berlin: Deutschkurs in der Kita

Von Susanne Vieth-Entus Angesichts der großen Defizite bei Vorschülern will Schulsenator Klaus Böger die Kindertagesstätten verbessern. Er lässt jetzt nach schwedischem Vorbild Rahmenpläne entwickeln, in denen festgeschrieben wird, was Kinder in der Kita zu lernen haben.

Von Susanne Vieth-Entus

Angesichts der großen Defizite bei Vorschülern will Schulsenator Klaus Böger die Kindertagesstätten verbessern. Er lässt jetzt nach schwedischem Vorbild Rahmenpläne entwickeln, in denen festgeschrieben wird, was Kinder in der Kita zu lernen haben. Außerdem soll künftig der Realschulabschluss Voraussetzung für den Erzieherberuf sein. Bisher reicht der erweiterte Hauptschulabschluss. Zusätzlich wird die gesamte Erzieherausbildung reformiert. Pädagogen sollen den Kindern besser Deutsch beibringen können.

„Die Erzieher geben sich außerordentliche Mühe, aber das reicht nicht aus“, konstatiert Böger (SPD) angesichts der Ergebnisse der aktuellen Sprachstandsmessung unter Vorschülern (wir berichteten). Schließlich hatten viele Kinder zuvor eine Kita besucht. Die Erkenntnis, dass sich in den Vorschuleinrichtungen viel ändern muss, ist aber nicht neu.

Angesichts des Pisa-Schocks hatte sich die rot-rote Koalition im Dezember darauf geeinigt, die Qualität der Kitas zu erhöhen. Es wird jetzt an verschiedenden „Fronten“ gearbeitet. Dazu gehört etwa Berlins Teilnahme an der „Nationalen Qualitätsinitiative“, die bis 2003 „Kriterien für gute Kitas“ formulieren soll, wie Referatsleiterin Heidi Rienits erläutert. Zu diesen Kriterien gehört beispielsweise, dass ein Gruppenraum den Kindern viele Anregungen bietet, damit sie ihrem Forscherdrang nachgehen können.

Es sei leider keinesfalls selbstverständlich, dass die Erzieher ihre Räume regelmäßig umdekorierten und sich interessante Beschäftigungen ausdächten, sagt die Kita-Fachfrau. Wenn in einem Raum „drei Jahre lang dieselbe hässliche Katze an der Wand hängt“, müsse das den Eltern zu denken geben. Solche Dinge sollen im Kollegium stärker zur Sprache gebracht werden, wenn die Qualitätsinitiative greift.

Damit die Erzieher von Anfang an bessere Voraussetzungen in ihre Kitas mitbringen, soll ihre Ausbildung verändert werden. So wird künftig der Realschulabschluss verlangt. Zum anderen wird die praktische und theoretische Ausbildung stärker verzahnt. Bisher wird das praktische Jahr einfach an die zweijährige Ausbildung herangehängt. Außerdem sollen die Erzieher lernen, wie sie ausländischen Kindern Deutsch beibringen können. Viele Erzieher seien „halbgebildet“, sagt Andreas Pochert, der die Sprachstandsmessungen leitet. Oftmals seien sie selbst nicht in der Lage, sich differenziert auszudrücken. Deshalb sei es kein Wunder, dass sich auch die Kinder noch nach drei Kita-Jahren nicht gut artikulieren könnten. „Ein Riesenproblem“, sagt Pochert, das noch dadurch verstärkt werde, dass manche Erzieher nichtdeutscher Herkunft nur gebrochen Deutsch sprächen. Mit Schrecken habe er gehört, wie Erzieher mit Kita-Kindern radebrechend kommunizierten.

Es sei „ein Irrsinn an Lebenszeit und an Ressourcen“, was in den Kitas verschwendet werde, wenn die Erzieher nicht ausreichend qualifiziert seien, beklagt auch die Weddinger Schulleiterin Karin Babbe. Damit die Erzieher besser lernen, wie man Kindern Deutsch als Zweitsprache vermittelt, werden jetzt Lehrer ihrer Schule Erzieher fortbilden. Bei Treffen mit Kita-Leiterinnen wurden zudem die Befunde der jüngsten Sprachstandsmessung ausgewertet. Dazu gehört etwa, dass die Kitas künftig mehr Augenmerk auf die Phonetik der Kinder richten. Die Zischlaute beispielsweise seien bei vielen Kinder zu schwach ausgeprägt, berichtet Babbe, die zu Pocherts Arbeitsgruppe bei den Sprachuntersuchungen gehörte.

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