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Berlin: „Deutschland tanzt den Tango“

Wie türkische Blätter die WM zum Integrationsthema machen

Den Einzug der deutschen Nationalmannschaft ins Halbfinale feierten die türkischen Zeitungen am Wochenende beinahe so überschwänglich wie die deutschen Blätter. „Deutschland tanzt den Tango“ (Hürriyet), „Deutschland Olé“ (Milliyet), „Türken und Deutsche feierten Hand in Hand“ (Türkiye), lauteten die Überschriften der Anrissmeldungen auf den Titelseiten. Auf den Europa-Seiten im Innenteil druckten die Blätter viele Fotos ab, die zeigten, wie Deutsche und Türken gemeinsam feiern.

Mittlerweile gibt es viele Interpretationen, warum die Türken bei dieser WM so plötzlich auf der Seite der deutschen Nationalelf sind. Eine davon lieferte am Sonntag der deutsch-türkische Regisseur Fatih Akin. Die Hürriyet zitierte ihn in einer Überschrift: „Durch die WM ist das Ende des Rassismus in Sicht.“ Dadurch falle es den Türken leichter, auf der Seite Deutschlands zu sein. Schließlich hätten die Deutschen durch die Gastgeberrolle gelernt, mit Ausländern umzugehen. „Auch ich war früher bei allen Deutschland-Spielen auf der Seite der gegnerischen Mannschaft, weil ich das so gelernt hatte“, sagte er der Hürriyet. Parolen nach dem Motto „Türken passen sich nicht an“ hätten diese Haltung der Türken verstärkt. Bei der Weltmeisterschaft sei das anders. „Wir sind für Deutschland“, zitierte die Hürriyet Akin. Das Blatt hatte den Regisseur, dessen Film „Gegen die Wand“ auf der Berlinale 2004 den Goldenen Bären gewann, in der türkischen Stadt Zonguldak ausfindig gemacht. Das Spiel gegen Argentinien schaute er sich dort in einem Hotel mit Freunden an. „Vor Spannung konnte er kaum auf dem Stuhl sitzen bleiben“, schrieb die Zeitung.

Suzan Gülfirat

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