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Deutschlandhalle: EEC Preußen spielt auf dünnem Eis

Der Eishockey-Klub Preussen hofft, dass sich der Abriss der Deutschlandhalle noch verschieben lässt. Er fürchtet um seine Zukunft.

Volles Haus in der Deutschlandhalle an der Jafféstraße? Das Gerangel auf dem Parkplatz ist an diesem Wochenende groß, als gäbe es eine richtige Großveranstaltung. Aber die Massen ziehen am versperrten Haupteingang vorbei, achten nicht auf den offenen Nebeneingang, ziehen schnurstracks Richtung Messegelände zur Autoausstellung. Die alte Halle wirkt wie tot. Auf den ersten Blick.

Drinnen spielen gerade – ostdeutsche Meisterschaft – vor dünner Zuschauerkulisse die Schüler des Eishockeyklubs ECC Preussen Juniors Berlin gegen eine Mannschaft aus dem sächsischen Schönheide. Vor dem Spiel übten sich die Laufschule und die „Bambinis“ der Preussen auf dem Eis. Eine Halle voller Kinder. Allein rund 250 von ihnen spielen und trainieren dort regelmäßig, es ist die „Heimat“ der Preussen. Was die Eisbären im Ostteil an „Nachwuchsarbeit“ leisten, erledigen die Preussen Juniors im Westteil. Die Großen spielen in der Regionalliga, sind ganz vorn, dann kommen schon mal 1500 Zuschauer in die Halle.

"Für uns ist das Haus in Ordnung"

„Wenn es 3000 wären“, sagt Oliver Schreiber, der Sport- und Jugendwart des Vereins, „könnten wir vielleicht mehr Druck machen.“ Aber so fühlen er und der Verein sich als  Hauptmieter alleingelassen. Bis zum 30. April läuft noch die Eissportsaison, dann wird die Halle nach dem Plan des Senats endgültig dichtgemacht und vermutlich noch in diesem Jahr abgerissen. Eine neue Eissporthalle an der Glockenturmstraße soll erst 2011 fertig sein. Wo werden die rund 800 Eissportler auch anderer Vereine bis dahin trainieren und spielen können? Der Senat will bis Ende April eine Übergangslösung gefunden haben, aber praktikabel erscheint derzeit nichts. Es droht ein Desaster für die Eissport-Fans. „Wir haben null Information“, sagt  Schreiber. Er sieht keine Alternative, zumal der ins Gespräch gebrachte Hangar 6 auf dem Flughafengelände in Tempelhof der Modemesse Bread and Butter zugedacht worden ist. Mit einem Stückchen Eis und einem Zelt für die Zuschauer sei es nicht getan, es müsse für den Sport eine Infrastruktur geben, wie sie an der Jafféstraße vorhanden sei.

Er sieht nicht ein, warum die Deutschlandhalle, die vor acht Jahren zur Eishalle umgebaut wurde, nicht mindestens noch eine Saison betrieben werden kann. Das Dach, die Haustechnik würden vom Senat und der Messe als Hausbetreiberin als Schwachpunkt angegeben. „Für uns ist das Haus in Ordnung.“ Der Verein sei stolz auf die Halle und setze auch noch Hoffnungen auf den Denkmalschutz.

Schreiber hofft auf eine Chance

„So einen Verein wie uns darf man doch nicht über die Klinge springen lassen“, sagt Schreiber, der aus Potsdam stammt. Der Eissport gerade in den Westbezirken bekäme einen Schlag. Wenn dasselbe den Eisbären im Ostteil drohe, wäre der Aufschrei wohl größer. Schreibers Blicke in die Halle sind wehmütig, die meisten Kinder ahnen nur, dass Veränderungen drohen. Sie kennen die Halle fast nur mit dem verhängten oberen Rang, der gut kaschiert, dass der Eissport in einem zu großen Anzug steckt. Rund 8000 Zuschauer könnten hier Platz finden. Die helle Zwischendecke, die elektronische Anzeigentafel, die Werbetafeln der Sponsoren – das alles vermittelt den Eindruck einer intakten Halle. Selbst in den unteren Etagen, die der Verein zum großen Teil gemietet hat, sieht es gepflegt aus. Es gibt den gemütlich-holzgetäfelten Vereinstreffpunkt „Zur alten Fahrerkabine“, es gibt einen Fanshop – und ein Hinweisschild auf das „Restaurant in der Deutschlandhalle“ zwischen den Blöcken 7 und 8. Es hat sich längst mit der großen Vergangenheit der Deutschlandhalle verabschiedet.

Die Zukunft? Schreiber hofft, dass der Sportausschuss des Abgeordnetenhauses am kommenden Freitag das Thema behandelt. Er hofft auf den Denkmalschutz und darauf, dass die große Senatspolitik der Deutschlandhalle kurz vor Toresschluss doch noch eine Chance gibt.

„Ich zähle die Tage bis zum Ende nicht“, sagt er, spricht von schlaflosen Nächten – und darüber, wie er das drohende Ende vor allem den Kindern erklären soll. Erst mal muss es weitergehen. Am nächsten Sonntag ist internationales Jungenturnier.Christian van Lessen

Christian van Lessen

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